Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

24. Dezember 2014

Von der Trauer

Unbestritten ist das Gefühl des Verlusts, an welches sich die Bereitschaft zu weiterem Verlust anschließt, das kathartischste Gefühl von allen.

Man mag es als überempfindliche Beleidigtheit verspotten (engl. to sulk), aber es weitet den Blick auf ein wahrhaftig erhebendes Sein.

Es ist vor diesem Hintergrund, angesichts dieser Erfahrung, daß sich ein Mensch bekennt, sich einem Glauben öffnet, in einen Geist hineinfindet. Es ist der Trost derjenigen, welche in der Welt nichts haben.

Als ich drei Jahre alt war, fehlte mir ein geistiger Horizont, ich fühlte mich vom Leben erstickt. Aber ich fand Trost im Schönen, welches, alle Zeit habend, über der Zeit thront.

Die Beklemmung heute ist eine andere. Alles scheint vergebens, man selbst hilflos inmitten Hilfloser, die Menschheit verworfen. Über allem liegt das Inadäquate, die Szene eine Geröllwüste, das Leben nicht mehr erstickend, sondern auszehrend, verdorrend, letztlich zerstäubend.

Und was tröstet da?

Nur die Hand, welche die Welt hält, aber das Bekenntnis zu ihr scheint der eigene Tod zu sein, nur durch ihn, scheint es, gewinnt sie ihre volle Macht, hier befinden wir uns in einem zeitlichen Mikrokosmos, welcher unserem Bewußtsein zwar in vielerlei Hinsicht, aber nicht in jeder angemessen ist.

Besser kann ich es nicht ausdrücken.

Indes, man darf darüber nicht zu träumen anfangen und die Wirklichkeit vergessen. Quälend langsam zwar, aber durchaus wirkend, verschiebt sich der Geist und mit ihm das Wesen der Zeit. Und was mir jetzt der Tod zu sein scheint, wird irgendwem irgendwann als ein Weg ins Leben erscheinen.

Freilich, einstweilen habe ich den Tod noch einmal vor den Kopf gestoßen. Aber die Zukunft ist immer das Passende, und also wird alles passen, wie auch immer es passen wird.

Nun, ich werde noch ein Stückchen mehr davon sehen und wohl auch sehen müssen.

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