Bereitschaftsbeitrag

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22. Mai 2015

Das Licht

Wahrlich, der Witz ist der Trost des hinterbliebenen Denkers.

Warum eigentlich versuchen so viele witzig zu sein?

Welch seltsamer Ort. Wie kann Bedeutungslosigkeit anziehend wirken?

Im Einzelfall vielleicht als Begleiterscheinung der Eigenständigkeit, aber Humor ist ja die Bedingung schlechthin.

Ist es ein prophylaktisches Lachen?

Damit es nicht von alleine aufsteigt?

All die Unterhaltung, um nicht selbst auf die Inkongruenzen aufmerksam zu werden?

Menschen bei der präfinalen Kompensation des Verdrängten?

Juden nennt Johannes sie (11:19, natürlich).

Liegt da eine allgemeinere Wahrheit?

Malen sie sich das Ende aus, um es nicht zu sehen?

Wie oft träumt ein Mensch von einer Gefahr, bevor er sich ihr stellt?

Aber wenn er träumt, kaut er nur bekanntes wieder, große Kreativität fließt in die Ausgestaltung unserer Träume, aber es ist eine Kreativität, welche von einer Prämisse ausgeht, welche ihren ganzen Ehrgeiz in die Ausschmückung einer Aussage setzt. Sie reformuliert und bezieht dadurch Stellung, aber sie stellt sich nicht, sie faucht: So werd' ich mich stellen!, aber sie überläßt es dem Wachsein. Das Wachsein aber betrachtet die Dinge bei Licht, und bei Licht betrachtet wird aus den Dingen, zu was wir sie werden lassen, und so blickt es mit Unverständnis auf den Traum und seine paralysierte Welt, in welcher alles auf ewig so bleiben muß, wie es schon immer war.

Wir lernen, wie die Welt funktioniert. Und wenn wir dabei nicht selbst zu den unmittelbaren Quellen des Wissens vordringen, uns nicht selbst heranleiten lassen, fallen wir alsbald in den Traum der Welt, welche uns gelehrt wird. Auch erfahrene Ohnmacht kann uns fesseln und uns den Glauben an den Sinn rauben. So oder so, ist die philosophische oder heroische Beschäftigung mit der Welt gestört, schwindet das Licht aus dem eigenen Abbild ihrer.

Aber in der Welt selbst bleibt das Licht, und dieses Licht bedeutet, daß wir an der Gestaltung des Potentials des Seins teilhaben können, daß, was uns augenblicklich beengend entgegentritt, nur für diesen Augenblick gemacht ist, und wir schon heute die Entwicklung spüren können, welche uns aus ihm herausführt, wenn wir uns dem Licht nur anvertrauen.

Ich fürchte mich ganz wesentlich davor, dem Zicklein hinterherzulaufen, statt es zu leiten, auch schon sehr lang, und meine Träume kauen es wieder. Mag ihr totes Sein unter der Zukunft begraben werden.

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