Bereitschaftsbeitrag

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15. Mai 2015

Die Furcht Gottes

In Anbetracht dessen, was ich über spirituelle Warnungen schrieb, stellt sich vielleicht die Frage, worin Angst und Schrecken jener liegen.

Nicht jede Reue geht mit Angst einher, ebensowenig jede Trauer und jedes Erschaudern. Und nicht jede kühne Ahnung besitzt Schrecken. Doch im Falle der spirituellen Warnungen ist all das so. Wir werden ermahnt, zusätzlich zu unserem sonstigen Empfinden, ermahnt, auf unsere spirituelle Lage zu achten.

Das heißt, wir tauchen in eine andere Welt ein, eine Welt, in welcher Abkehr Folter bedeutet und Verlassenheit ein Todesurteil ist.

Eine Welt, in welcher derjenige, welcher ihre Ordnung lästert, zerstört wird und derjenige, welchem etwas bedeutet wird, weiß, daß es geschieht.

Es ist die Welt des Beschließens, des Beschließens von allem, was ist und sein wird, in welche wir uns für gewöhnlich nur zaghaft und dann auch nur für den Bruchteil einer Sekunde begeben, um es uns alsbald wieder froh, dort nirgendwo angestoßen zu sein, in der Betrachtung gemütlich zu machen.

Am Dienstag sah ich mich im Spiegel, in meinem Gesicht keine Spur des Erinnerns, der Körper aus Gummi; so sehr hatte ich diese Welt verlassen, und ich verstand zum ersten Mal den Blick derer, welche aus einer anderen kommen.

Aber meine Fremde sucht dem, welchem sie sich entfremdet hat, zu dienen. Sie kennt und schätzt, was aus ihr heraus in unerreichbarer Ferne liegt. Sie sucht keinen persönlichen Unterschlupf, sondern den gebährenden Beschluß, welcher den Geliebten eine neue Heimat gibt.

Wie im Kleinen, so im Großen.

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