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27. September 2016

Eigenständigkeit und Bündnisfreudigkeit und Gottergebenheit

Selbständigkeit bedeutet, aus eigener Initiative heraus zu handeln, Eigenständigkeit bedeutet, es sich leisten zu können, aus eigener Initiative heraus zu handeln.

Politik kann nur als das Geschäft der Regelung einer Gesellschaft Eigenständiger verstanden werden, denn in dem Begriff der Politik liegen implizit die Vorstellungen der Gestaltung und Selbstverpflichtung, und diese werden durch Uneigenständigkeit kompromittiert, derart, daß Überlebensstrategie den besseren Ausdruck für die gewonnene Regelung einer solchen Gesellschaft darstellt.

Politik ist aber der soziale Ausdruck der menschlichen Würde, namentlich die Anwendung der Vernunft auf den Bereich des menschlichen Zusammenlebens, und als solcher unhintergehbar: Jedes menschliche Leben muß von ihr ausgehen, und das heißt im besonderen, daß ein eigenständiges Überleben jedem uneigenständigen Leben vorzuziehen ist.

Die Funktion dieses Fundaments besteht indes darin, die freie Vereinigung zu erlauben, in welcher sich das menschliche Potential erst entfalten kann - abgesehen von einigen Beschäftigungen, bei welchen Verbindung keine Vorteile bringt, wie etwa dem Komponieren von Musik, aber auch da schon wieder bei derem Spielen.

Die Bündnisfreudigkeit ist also recht eigentlich der Wille des Menschen, zur Blüte seiner selbst zu gelangen, und ihr Fehlen eine Entwicklungsstörung, denn selbst wenn ein Mensch sich auf ein Feld verlegt, in welchem er aus eigener Kraft zur Blüte seiner selbst gelangt, wie etwa Ludwig van Beethoven, bleibt doch das Leiden daran, daß sie unerfüllt bleibt, die wesentliche Voraussetzung für diesen Erfolg, denn alle allein vollbrachten Werke, welche es verdienen, zur Blüte des menschlichen Geistes gezählt zu werden, sind darauf gerichtet, aufgegriffen und fortgeführt zu werden.

Indes ist alle menschliche Vernunft letztlich doch nicht mehr als geordneter Instinkt, in der Physik etwa, daß jeder Abweichung vom Gewohnten eine Abweichung vom Gewohnten voraufgehen muß, welche als die Ursache ersterer bezeichnet wird, wie Platon im Hinblick auf die Symmetrie der Kugelform und die Wirkung der Schwerkraft bereits vor 2500 Jahren ausführte, und dieses letzte Nicht-Wissen fordert vom Menschen, Glaubenssätze zu formulieren und sich ihnen anzuvertrauen.

Gottergebenheit ist die eigene Teilnahme an der Formung der Welt, denn erst durch sie gewinnt das Denken eines Menschen seine Form. Da freilich das Denken eines jeden Menschen noch stets eine Form besitzt, geht es hier praktisch gesehen nicht um die Existenz dieser Form, sondern um ihre bewußte Entwicklung durch Gewissensprüfung und Gebet: erstere für die Absage und letzteres für die Annahme.

Die Eigenständigkeit ist das Scharnier zwischen Bündnisfreudigkeit und Gottergebenheit, der Rahmen, durch welchen Gottergebenheit zu Bündnissen führen kann, und das gilt auch dann noch, wenn wir nicht idealerweise von einzelnen Menschen, sondern von Kollektiven sprechen, auch dann noch setzt das Beisammensein von Gottergebenheit und Bündnissen Eigenständigkeit voraus, denn Freiwilligkeit ist stets das Siegel des Gottgefälligen, wie Gottergebenheit sein Motor ist.

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