Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

16. Oktober 2016

Zur Organisation der Opposition in einem totalitären Staat

Auch wenn zur Zeit vieles durch die Medien geht, welches einen spontan an
Aye! And if my grandmother had wheels, she'd be a wagon!
denken läßt, möchte ich diesen Beitrag doch unter einen anderen Aphorismus Mr. Scott's stellen, nämlich
The more they overtake the plumbing, the easier it is to stop up the drain.
Politik als das Geschäft, die Polis in eine ihr genehme Form zu bringen, ist gar nicht einmal so kompliziert, denn sie kann stets mit der Bestandsaufnahme der in der Polis vertretenen Kräfte und deren existierender politischer Einbeziehung beginnen, um dann eventuell bestehenden Interessen an neuen Verbindungen nachzugehen.

Dieses setzt einzig die Kenntnis der Polis und die Möglichkeit, mit ihr in Verbindung zu treten, voraus.

Selbstverständlich haben wir es heute im Regelfall nicht mit einer Polis, sondern mit einem Staat zu tun, welcher weit weniger überschaubar ist als jene, aber aufgrund der für einen totalitären Staat typischen universellen Meinungsformung und Angleichung der Lebensverhältnisse dürfte sich eine zu ihm gehörende Polis von einer zweiten kaum mehr als ein Ei vom andern unterscheiden, und das heißt, daß bestehenden Neuverbindungsinteressen dezentral vor Ort nachgegangen werden kann, indem die lokalen Initiativen sich schlicht anhand der geteilten Problembewertung anerkennen und sich auf diese Weise zusammenschließen.

Mir liegt es fern nahezulegen, daß dergleichen gerade geboten ist, aber sollten bestehende Hoffnungen wieder einmal in institutioneller Gestalt enttäuscht werden, so riete ich zu einem solchen Neuanfang: Wer versucht, auf die Mitglieder einer Gruppe alle zugleich Einfluß zu nehmen, schafft dadurch notwendigerweise die Möglichkeit zur gruppenweiten Opposition selbst für den ausschließlich lokal Vernetzten, und dieses Gesetz läßt sich um so stärker gegen ihn wenden, je größer der Einfluß ist, welchen er anstrebt.

Mangelndes Problembewußtsein allein ist der Grund dafür, daß sich in Deutschland immernoch die Frage nach der richtigen politischen Vertretung der Opposition stellt, und die durch den Bundescharakter der Deutschen als angenommenes Volk bedingte Behäbigkeit aller ihrer politischen Entscheidungen - weil es eben länger dauert, sich unter Bundesgenossen auf etwas zu einigen als unter Seinesgleichen - wird dieser Frage sogar noch eine unzeitliche Zukunft schenken, all die Weil es geboten ist, selbst in die Politik zu gehen.

Die Abscheu der Deutschen vor der Politik verstehe ich freilich, wer will schon auf der Straße von Wildfremden erkannt werden?, aber die Lösung dafür habe ich gerade mitgeliefert: Es genügt durchaus, im Rahmen der Polis zu bleiben, in welcher man eh wiedererkennbar ist, und mit dieser Einschränkung ist die Aufgabe meines Erachtens zumutbar.

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