Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

3. Mai 2017

Motive eines abenteuerlichen Geists

Lummerland

ist die Insel des Kleinen Mannes in seiner kleinen Welt.


Der Scheinriese.

Auch die größten Errungenschaften nehmen unscheinbare Anfänge. Wenn Sie sich beispielsweise James Clerk Maxwell beschauen,


so liegt es auf der Hand, daß dieses zarte Pflänzlein leicht zerknickt hätte werden können, wären nur Aufseher zur Stelle gewesen.

Im Koran, genauer gesagt in der Sure Der Elephant, heißt es dazu:
Hast du nicht gesehen, wie dein Herr mit den Besitzern des Elephanten umgesprungen ist?
Hat er ihren Plan nicht durchkreuzt
und Schwärme geflügelter Kreaturen gegen sie entsandt,
welche sie mit Lehmziegeln bewarfen,
und sie wie grün verschlungenes Getreide gemacht?,
wobei der Elephant das Hochschulwesen und seine Besitzer die europäischen Adelshäuser wären, nur daß sich die geflügelten Kreaturen mit den Lehmziegeln verspäteten.

Freilich, Maxwell sieht durchaus so aus, als sei ihm seine Verantwortung inmitten des Wettstreits von Elephantenbändigern durchaus bewußt gewesen, aber das Zutrauen überwog. Bei Michael Ende müssen wir hingegen davon ausgehen, daß ihn die psychologischen Effekte der Größe mehr beschäftigten als ihre Bedeutung für unsere Lebenswelt oder ihre Voraussetzungen.


Die Drachen.

Vernunft stört sich nur deshalb an Unvernunft und schilt sie, um von ihr besiegt zu werden und ihr anschließend zu Diensten sein zu können.

Dies ist die mythische Auskleidung der Verbeamtung der Vernunft: Zuerst wird sie, nachdem sie sich der Unvernunft gebeugt hat, in Amt und Würden gesetzt, und anschließend kann sie sich durch den Anklang, welchen sie findet, erweisen.

Die Garstigkeit ist hier ein Aufplustern, ein Auf sich aufmerksam Machen in der Hoffnung, eine Anstellung zu finden.

Ich sehe in ihr hingegen die Warnung, sich nicht der herrschenden Meinung anzuschließen, die Warnung eines Geistes, welcher lieber berät als befiehlt, was er hingegen nur kann, wenn sich freiwillig der Vernunft beugende Menschen finden, welche die Unvernunft in ihrem Namen besiegen, wie es die Geschichte der letzten paar Jahrhunderte ex negativo lehrt.

Ende sieht im Trotz eines Kindes, wie es seine Darstellung der chinesischen Prinzessin auch belegt, nur das Vergnügen und nicht den erfaßten wahren Kern des Anstoßes. Er predigt, sich gegenseitig zu befriedigen, und erfäßt damit wiederum nur die gesellige Seite unserer Existenz und nicht ihre von vorgeordneten Mächten abhängige.


Die wilde Dreizehn.

Es fällt schwer in den unbesiegbaren Zwölf, welche sich für dreizehn halten, weil sie ihren Anführer gesondert mitzählen, etwas anderes als die zwölf Apostel zu erblicken. Dazu paßt auch, daß sie Kinder stehlen, und sie dann der verbeamteten Vernunft ausliefern - eine Kritik, welche sich die Kirche wohl auch zu unterschiedlichen Graden gefallen lassen muß.

Ende bliebe auch hier seiner soziologischen Sicht treu: Jesus Christus hat es nie gegeben, nur die Kirche. Und die Kirche muß einsehen, daß es für alle am besten ist, wenn sie ihren imaginären Anführer fahren läßt.


Das Land, das nicht sein darf

ist folglich das christliche Europa, welches auch tatsächlich schon seit mehr als tausend Jahren besteht, wie Frau Mahlzahn es versichert.


Jamballa

ist dann folglich die neue vereinte Welt, in deren Mitte sich das zuvor isolierte Lummerland wiederfindet. Eine Welt, in welcher das Erbe des schwarzen Königs nicht länger unterdrückt wird, und wir alle befreundet sind, weil wir unsere gegenseitige Befreundung zur höchsten Priorität erhoben haben und nichts mehr begehren, als was wir besitzen.

Nach den strengen Regeln der Vernunft freilich, welche keine Rücksicht zu nehmen braucht, weil sie uns dies alles beschert.

Nähme sie Rücksicht, so bliebe dies alles Fiktion, aber an der Stelle bricht die Geschichte natürlich ab.

Ende hat gesagt, er überlege sich beim schreiben, was als nächstes kommen müsse. Und ich glaube ihm das auch. Sein Kindheitswunsch war es, Tropenforscher zu werden. Warum also sollte ihn seine Inspiration zu anderen Ergebnissen führen?

Es gibt verschiedene Geister, und sie gehorchen Gesetzen der unterschiedlichen Ausprägung eines jeweiligen Grundgedankens. Bei Ende ist der Grundgedanke die Bedeutung der Sozialisation, und seine Ausprägung ist die der schwärmerischen Kritik an derselben.

In solchen Fällen ist es stets entscheidend, wie kackfrech der Schwärmer ist. Lassen wir das so im Raum stehen.

Kann ich hoffen meinen Grundgedanken und seine Ausprägung zu kennen?

Ehrlich gesagt, ich tendierte letzthin zu Pädophilie, freilich asexueller, wobei ich mich ungern auf Platon als Gewährsmann beriefe, aber es stimmt ja schon auf gewisse Weise, ich interessiere mich kaum dafür, wie mich andere behandeln, aber doch sehr dafür, was aus anderen wird. Meine Inspiration sollte demgemäß auf die möglichen Entfaltungsstufen zielen - und das tut sie ja auch durchaus.

Was ist die entsprechende Ausprägung? Ebenfalls schwärmerische Kritik, nur Kritik an der Entfaltung der Persönlichkeit? Kritik schon, aber keine schwärmerische. Nein, ich habe überhaupt nichts Schwärmerisches an mir, griesgrämig käme einem schon eher in den Sinn, aber um genau zu sein handelt es sich um ein stilles Leiden, eine Art Beleidigung, meine Kritik ist eine bedrückte, in die Enge getriebene, an der Schwelle zum Wutausbruch.

Ich verteidige das Fundament, das Fundament der menschlichen Liebenswürdigkeit.


Paßt doch.

Vielleicht beschäftigt ja noch jemanden außer mir die Frage nach dem Wert der Inspiration als solcher, wo sie doch zu so gegensätzlichen Ergebnissen führen kann.

Ich denke, die Wahrheit ist folgende:
Leichtes in Leichtem, Schweres in Schwerem.
Wann immer wir etwas aus seinem Element hinaus versetzen,
bemerken wir später eine bittere göttliche Ironie.

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