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23. Februar 2018

Verwaltungswettbewerb? Gar Verwaltungenwettbewerb?

Martin Sellner hat eine Regierungserklärung gefunden (Video hier). Ist sie glaubwürdig? Sind Regierungserklärungen es je?

Sellner wundert sich, daß Yascha Mounk dergleichen offen in den Tagesthemen zum Besten gibt, setzt aber nicht nach. Ich werde genau dies im folgenden unternehmen.

Zunächst einmal: Ist es der deutschen Regierung zuzutrauen, gesellschaftliche Experimente, welche sich über mehrere Jahrzehnte hinziehen, zum Zwecke des Erkenntnisgewinns ins Werk zu setzen?

Wohl kaum. Wenn wir Herrn Mounk und seine Wortwahl also ernstnehmen, so ist von einer Beteiligung der Bundesregierung an einem von übergeordneter Stelle verordneten Experiment auszugehen, in welchem weniger der Bevölkerung Deutschlands insgesamt die Rolle der Laborratte zukommt als vielmehr der deutschen Verwaltung: Das Experiment besteht darin zu sehen, wie sich die deutsche Verwaltung unter den herbeigeführten Bedingungen bewährt.

Und genau das möchte Herr Mounk auch kommunizieren, und zwar an die Teile der deutschen Verwaltung gerichtet, er suggeriert, daß der Verwaltung eine Aufgabe aufgegeben wurde, welche mit einer Belohnung im Falle ihrer erfolgreichen Lösung verbunden ist.

Jede höher entwickelte Kultur beruht darauf, daß alle ihre Teile unabhängig von den übrigen Teilen ihre Arbeit verrichten, insbesondere in dem Sinne, daß die einzelnen Teile nicht wissen, wie die Arbeit der anderen Teile voranschreitet, und wie genau sich die einzelnen Anstrengungen insgesamt verbinden (genau in dem Maße, in welchem dieser letztere Punkt im realexistiert habenden Sozialismus nicht zutraf, war dieser auch nicht höher entwickelt).

Und im Bereich unserer intellektuellen Eliten nimmt dies heute konkret die Form von wechselnden Kooperationen im Rahmen unzusammenhängender Projekte an: Heute auf dieser Baustelle, morgen auf jener.

Aus diesem Erfahrungshorizont heraus erscheint es durchaus plausibel, daß die vorbildliche Bewältigung einer im nationalen Rahmen aufgegebenen Aufgabe im größeren Rahmen honoriert werden kann: durch interessantere Projekte, durch größere Verantwortung.

Die Kunde vom gesellschaftlichen Experiment mag in diesen Kreisen also durchaus so etwas wie gespannte Erwartung auslösen, und es ist schwer zu erkennen, zu was sonst sie taugte.

Auch ist es durchaus denkbar, daß einem Kreis von potentiellen Weltregenten daran gelegen ist herauszufinden, wie sich verschiedene Verwaltungsansätze unter den Bedingungen globaler Diversität bewähren, wonach sich nämlich die effizientesten Vorkehrungen zusammenstellen ließen.

Nicht vorstellbar ist hingegen, daß ein solcher Kreis einer nationalen Verwaltung eine größere Verantwortung übertragen könnte, also über zusätzliche Gebiete.

Indem eine nationale Verwaltung sich also bewährt, kann sie für sich lediglich persönliche Vergünstigungen erwarten und für ihre Prinzipien bestenfalls eine weitere Verbreitung auf dem Erdenrund.

Andererseits beinhaltet diese Annahme aber auch, daß eine Verwaltung, welche sich nicht bewährt, mitsamt ihren Prinzipien ausradiert wird.

Entwicklungsgeschichtlich stünde diese internationale Synthese sich etabliert habender Verwaltungskulturen offenbar am Ende der administrativen Tradition: der Höhepunkt und Abschluß einer 1000 jährigen Wissenschaft der Menschenführung, eine pharisäische Fata Morgana.

Denn das ist dies alles: nur eine Illusion, eine Rede, um die Truppe zusammenzuhalten. Wozu man sagen muß, daß die Truppe in Deutschland weit ab vom Schuß und also vergleichsweise arglos ist.

Die Zeichen stehen auf Umpflügung, nicht auf Veredelung.

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