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8. August 2018

Interpretation als Funktionskonformitätsprüfung

Eine Funktion f im mathematischen Sinne ist eine Zuordnung von Elementen einer Menge B zu den Elementen einer Menge A, in Zeichen f:A->B.

Die Elemente der Menge A werden auch die Argumente der Funktion f genannt, und wenn die Funktion f einem Element a der Menge A ein Element b der Menge B zuordnet, so wird dies durch f(a)=b oder f:a|->b gekennzeichnet.

Haben wir mehrere Funktionen zwischen den Mengen A und B, so läßt sich jedes Element a der Menge A zugleich auch als Funktion betrachten, und zwar als Funktion zwischen der Menge F der Funktionen zwischen den Mengen A und B und der Menge B, wobei einer Funktion f aus F das Element f(a) aus B zugeordnet wird.

Wenn wir sagen, daß Argumente eine Funktion hätten, indem sie einen Prozeß steuern, so meinen wir damit genau dasselbe, nämlich daß das Verhalten von Funktionen von ihren Argumenten abhängt und wir dieses Verhalten also in Kenntnis des Arguments passenden Funktionen zuordnen können.

Ich habe das menschliche Verhalten stets als Funktion beschrieben, wobei das Wahrgenommene der Menge A entspricht, und das Getane der Menge B. Das Gesetz, welches die Zuordnung dabei bestimmt, ist unser Wille.

Damit besitzt das Wahrgenommene aber auch im eben beschriebenen Sinne Funktionen, indem es unser Verhalten steuert.

Wenn man nun alles, was ich im Laufe der Jahre zu diesem Thema geschrieben habe, zusammennimmt, etwa zur Struktur des Denkens und der Funktion unserer Gefühle, so erhält man eine Menge von Regeln, welche die Funktionen des Wahrgenommenen beschreiben, und ausgehend davon kann man die Äußerungen eines Menschen auf ihre Konformität mit diesen Regeln hin überprüfen und auf diese Weise interpretieren.

Wenn wir selbst andere Menschen verstehen wollen, tun wir nichts anderes. Insbesondere begegnet uns die Flüchtigkeit unserer Begriffe gleich von Geburt an, so daß ihre Verstärkung durch begleitende Laute für uns eine geradezu angeborene Erwartung ist, demgemäß wir denn auch die Absicht des Sprechens ohne Weiteres erfassen.

Ich bringe diese Dinge zur Sprache, weil ich bisher behauptet hatte, eine reine Strukturbeschreibung des menschlichen Bewußtseins sei für die künstliche Intelligenz nicht weiter von Belang, sondern daß diese vielmehr auf der Entwicklung von Heuristiken beruhe. Indes mag es so sein, daß Heuristiken problemabhängig sind und insbesondere davon abhängig, welche Informationen gegeben und wie diese strukturiert sind. Und im Falle des Verständnisses des menschlichen Verhaltens beruht die Interpretationsheuristik wesentlich auf der Kenntnis der Struktur des menschlichen Bewußtseins.

Es ist so gesehen denkbar, daß wir selbst nur eine handvoll verschiedener Heuristiken in unserem Leben anwenden, welche einer künstlichen Intelligenz nur Stück für Stück einverleibt werden müßten, um sie uns intellektuell ebenbürtig zu machen.

Andererseits ist unsere entgeisterte Gegenwart vielleicht nicht das beste Studierumfeld für angewandte Heuristik. Zweimal habe ich nun schon das Spektakel miterlebt, daß, wenn die Sonne untergeht, die Selfiephotographen herauskommen. Es ist gespenstisch, es geballt wie das Hervorwagen von Mücken, wenn die Hitze nachläßt, zu erleben. Wirklich... was für eine Zeit!

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