Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

16. Januar 2019

Mensch ohne Welt

Die fundamentalen Trinitäten meines Denkens sind die des Ichs, der Seele und der Zeit, und mit letzterer habe ich mich im Gewand des Vorstellens, Wahrnehmens und Erinnerns oder auch des Heils, der Bemühung und des Geschicks (Dharma, Weg, Karma etc.) im vorigen Beitrag beschäftigt.

Hier nun möchte ich mich mit dem Wegfall dieser Teile beschäftigen, also mit
  • Heillosigkeit,
  • Bezuglosigkeit und
  • Geschicklosigkeit.
Bezuglosigkeit ist mehr oder weniger mein Normalzustand, weswegen ich sie als letzte und am ausführlichsten besprechen möchte. Beginnen wir also mit den anderen beiden.

Heillosigkeit. Im Zustand der vollständigen Heillosigkeit erscheint die Welt vollständig feindlich. Das Bild des Engels mit der scharfen Hippe, welcher totale Auslöschung verheißend über dem Horizont steht in seiner strahlenden Eisigkeit, kündet von ihr. Ihre Ursache muß in der Unmöglichkeit, den eigenen Idealen auf eine bestimmte Weise gerecht zu werden, gesucht werden.

Geschicklosigkeit. Im Zustand der vollständigen Geschicklosigkeit erscheint die Welt vollständig tot. Das Bild der sterbenden Sonne am Firmament eines alt gewordenen Planeten kündet von ihr. Ihre Ursache muß in der Weigerung, sich dem Zukunftsträchtigen zuzuwenden gesucht werden.

Ich stand bisher nur jeweils einmal unter diesen beiden Eindrücken. Ganz anders verhält es sich mit der Bezuglosigkeit. Im Zustand der vollständigen Bezuglosigkeit erscheint die Welt vollständig leer. Das Bild der Aschewüste kündet von ihr. Ihre Ursache besteht in der Schwierigkeit, sinnvolle Bezugspunkte für das eigene Wirken zu finden. Und so geht es mir fast unentwegt.

Es ist etwas seltsames, wenn man an einen Ort kommt und plötzlich meint, jemand müsse hier gestorben sein und ihn gesegnet haben. Plötzlich ist der Glaube da, daß es jemanden gibt, der einem nicht nur irgendetwas Gutes wünscht, sondern das Gute, welches man selber sucht. Und gleich erhebt sich der Geist und sucht einen Weg, den Würdigen zu dienen.
Sehet an den Feigenbaum und alle Bäume: wenn sie jetzt ausschlagen, so sehet ihr's an ihnen und merket, daß jetzt der Sommer nahe ist. Also auch ihr: wenn ihr dies alles sehet angehen, so wisset, daß das Reich Gottes nahe ist.
Die Erfahrung von Transzendenz, vulgo Wundern, ist eine große Sache. Wer sie zu dieser Stunde ernsthaft sucht, der wird sie finden. Jene, welche nach dem Heil streben, zu ihr zu führen, kann einzig mein Bemühen sein.

Labels: , , , , , , , , , ,