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15. Januar 2019

Des Heils, der Bemühung und des Geschicks Weisheit

Letztlich ist meine ganze Philosophie ein Vertrauen auf die Natur. Aber damit man der Natur vertrauen kann, muß es auch eine natürliche Weisheit geben (andernfalls es auch keine Philosophie wäre).

Es gibt drei Bereiche, in welchen uns die Welt entgegentritt, nämlich einmal in der Vorstellung des Möglichen, dann in der Auseinandersetzung mit dem Gegenwärtigen und schließlich in der Erinnerung an das Vergangene.

Der erste Bereich wird von unseren Zielen dominiert, dem, was uns heilig ist. Darum nenne ich ihn hier den Bereich des Heils (an anderer Stelle auch den des Gesetzes, Geistes oder Dharmas).

Der zweite Bereich ist der Bereich unseres Wirkens, ich bezeichne ihn hier als den der Bemühung (an anderer Stelle auch als unseren Weg).

Und der dritte Bereich erlaubt uns, die Folgen unserer vormaligen Handlungen für uns in unserer gegenwärtigen Lage zu erkennen, mit anderen Worten also unser Geschick (an anderer Stelle auch Schicksal oder Karma genannt).

Zu jedem dieser drei Bereiche gehört eine natürliche Form der Weisheit in ihm.

Des Heils Weisheit. Die Weisheit im Bereich des Heils besteht darin, das Heilige, was bereits in die Welt gekommen ist, zu erkennen und auf seinen Urheber zurückführen zu können. Gerade dies unterscheidet den im vorigen Beitrag besprochenen gebundenen Glauben vom freien, daß er sich den vorangegangenen Meistern oder dem vorangegangenem Meister beugt, wohingegen der freie in jeder Lage die Lösung ausschließlich als Folge seines eigenen Einsatzes sucht. Siehe dazu auch Johannes 15:5:
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
Des Bemühens Weisheit. Die Weisheit im Bereich des Bemühens besteht darin, die Umstände zu erkennen, unter welchen das eigene Bemühen nur erfolgreich sein kann, und insbesondere heißt dies auch zu verstehen, daß nur der Anspruch auf Weisheit erheben kann, welchem sie seine Mitmenschen zubilligen, da die Gewiesenen untrennbar zur Weisung gehören. Billigen sie sie ihm nicht zu, so mag er sich zwar trotzdem für weise halten, aber kein Recht kann er aus solcher Weisheit ableiten, außer ihr selbst zu folgen. Christus hat freilich gesagt (Markus 10:43-44), daß ein Diener des Gemeinwohls durch seinen Dienst Lohn genug hat, aber hindert das meiner Ansicht nach nicht, daß sich die Kirche mit Kunstwerken umgibt und dem Volk damit in Erinnerung ruft, was es ihr verdankt.

Des Geschicks Weisheit. Die Weisheit im Bereich des Geschicks besteht darin zu erkennen, wodurch sich was ergibt und wodurch sich was ergeben kann, mit anderen Worten sich dessen inne zu sein, daß man stets ein Geschick für sich wählt, das bessere zu erkennen und bereit zu sein, es herbeizuführen.

Des Heils Weisheit ist Demut, des Bemühens Weisheit Nüchternheit und des Geschicks Weisheit Härte, aber so verkürzt verliert man ihre vollen Wesen aus den Augen.

Das größte Problem der Menschenrechte besteht darin, daß sie eine Gleichwertigkeit der Geister suggerieren, welche Menschen anleiten. Es sind aber nicht alle solchen gleichwertig, und es ist für die Gesundheit einer Gesellschaft erforderlich, dasjenige, was ihr weise erscheint, klar und deutlich über dasjenige zu erheben, was ihr unweise erscheint. Wer begeistert ist, folge seinem Geist nur nach, und wenn er Anklang findet und sich bewährt, so soll er herrschen. Entscheiden tun aber immer die Nachgiebigen, wer herrscht, und zwar dadurch, daß sie den Geist annehmen und ihm entsprechend gedeihen. Siehe dazu auch Matthäus 5:5:
Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
Damit es aber so sein kann, muß der natürlichen Weisheit entsprochen werden, und die heutige Weisheit der Menschenrechte tut es nicht:
  1. sie hindert des Heils Weisheit durch dogmatische Gleichgültigkeit, zerstört Demut und die Sehnsucht sich aufzuschwingen zugleich,
  2. sie macht des Bemühens Weisheit stumpf, indem sie verspricht, die Hindernisse des Bemühens für alle wegzuräumen,
  3. sie erklärt die Weisheit des Geschicks tabu, als die Weisheit, welche sie als ihre erste Handlung außer Kraft setzte.

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