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12. Januar 2019

Freier und gebundener Glaube

Als ich heute zum Moor gekommen bin, traf mich auf einmal eine Art Erinnerung aus der Geschichte meines Volkes, nämlich wie es war, als die Edlen, vom Glauben an eine heilige Idee gepackt, die Gemeinen antrieben, sie umzusetzen, dabei sich selber nicht schonend, aber in gewisser Weise eifersüchtig den Quell des eigenen Glaubens hütend und darauf hoffend, durch die gemeinsamen Anstrengungen selber Gott näher zu kommen.

Glaube, das heißt die Überzeugung, daß Gott einem den eigenen Weg unter gewissen Umständen zu bahnen bereit ist, bricht bisweilen spontan aus. Und so muß es auch vor ein paar tausend Jahren einmal irgendwo in den Steppen Eurasiens geschehen sein.

Meine eigene Situation heute ist etwas anders. Ich weiß, daß mein Glaube gebunden ist, Teil eines größeren Zusammenhangs Gläubiger, ohne daß ich die übrigen im Einzelnen kennen würde, aber ich erkenne ein hoheitliches Gebet an, wenn ich ihm über den Weg laufe, und weiß, daß mein Bestreben größeren Entwürfen dient.

Der Eindruck des Engels vor der Sonne, über dem Meer und hinter dem eisigen Wind, welchen ich im letzten November hatte, war ein Eindruck der Verlorenheit des Ungläubigen, ein Eindruck der Zufluchtslosigkeit der Welt. Und der Eindruck der Bedeutungsschwere in den Dingen, welcher mich etwas später an derselben Stelle überkam, war ein Eindruck der Abhängigkeit meines Glaubens von größeren Entwürfen.

Auch wenn mir die Zukunft halb enthüllt worden sein mag, bin ich doch, was den Rest betrifft, notgedrungen Fatalist.

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