Bereitschaftsbeitrag

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1. März 2019

Zur wahren Brüderschaft der Menschen

Wenn ich wahre Brüderschaft schreibe, so meine ich damit nicht fabriziert, und hätte somit auch natürliche Brüderschaft schreiben können, aber das tue ich nicht, weil ich jenen, welche von der Verdorbenheit der menschlichen Natur ausgehen, nicht allzu leicht Handhabe geben möchte, meine Ansicht der Sache in den Wind zu schlagen.

Die sieben Geister Gottes sind in allen Menschen dieselben, und das göttliche Gesetz gilt für alle Menschen. Zunächst sieht es also so aus als wären alle Menschen Brüder, und in einer Hinsicht sind sie es auch tatsächlich. In der Praxis ist es aber so, daß wir, um die Frage nach der Brüderschaft zu klären, einbeziehen müssen, ob zwei Menschen, wenn sie in den Geistern Gottes auf die Erfüllung des Gesetzes hinwirken, dabei nicht nur aus göttlicher Sicht kooperieren, sondern auch aus ihrer eigenen, denn andernfalls wird ihre Brüderschaft nicht als solche empfunden werden.

Deshalb schrieb ich, daß alle Menschen tatsächlich in einer Hinsicht Brüder sind, weil es genau eine Aufgabe gibt, zu deren Bewältigung sie bereit sind, mit einander zu kooperieren, nämlich die Sicherstellung der Lebensgrundlagen des Menschengeschlechts.

Konkret besteht diese Aufgabe darin, einen verbindlichen Ordnungsrahmen zu schaffen, mithin also nichts, was mehr als eine Hand voll Menschen tatsächlich zu Brüdern machte. Jeder Mensch könnte potential ein solcher Bruder sein, aber aktual sind es immer nur eine Hand voll.

Blicken wir hingegen auf die Massen, so müssen wir entscheiden, ob ein jeder an seiner Stelle implizit kooperiert oder ob er es nicht tut. Und auch wenn diese Aufgabe intellektuell kaum bewältigbar erscheint, ist sie doch unserem Instinkt leicht zugänglich, weil Menschen ihre Haltung anderen Menschen gegenüber durch viele kleine Gesten zur Schau stellen. Und in gewisser Weise ist dieser Umstand selbst Teil der bereits erwähnten Brüderschaft aller Menschen: Ihnen nicht klar zu machen, wo wir stehen, wäre eine Verletzung des heiligen unausgesprochenen Ordnungsrahmens des Menschseins. Also machen wir es ihnen klar, auch wenn das taktisch fragwürdig ist.

Dieser Umstand ist aber nicht nur deshalb glücklich, weil er allgemeinem Verfolgungswahn vorbeugt, sondern auch deshalb, weil er Menschen erlaubt zu erkennen, daß sie Brüder haben. Selbst wenn sie in einer Lage keine Brüder haben sollten, stellte die offene Positionsbekundung doch immer noch sicher, daß sie ihre Brüder erkennten, wenn sie entstünden.

Das also meine ich mit der wahren Brüderschaft der Menschen: Was tatsächlich an gutem Willen zwischen ihnen besteht, von alleine, ohne daß es in sie eingepflanzt worden wäre.

Es läßt sich darüber streiten, ob eine generelle Zuneigung, wie sie bei Katholiken unter einander eingepflanzt wird, mexikanische Jungen sind immer lieb, amerikanische nicht unbedingt etc. pp., eine vernünftige Sache ist, so lange sie sich nur auf Menschen erstreckt, welche eh wahre Brüder sind. Es läßt sich argumentieren, daß es eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme ist und also ein Gebot der Fürsorge. Andererseits ist genau diese Art der Einpflanzung der Versuch, das Haupt der Medusa zu kämmen. Sobald ich eine Vorstellung davon gewonnen habe, was ein Mensch lieben sollte, wird jede seiner seelischen Bewegungen zu einer Schlange.

Seit 2011 beschwere ich mich über den Hang der Protestanten, die Umstände um sich herum zu verdrängen. Aber ist etwas anderes, das zu verdrängen, was ist, und das zu verdrängen, was sich tun ließe, um etwas werden zu lassen. Letzteres mit Scheu zu behandeln ist die Voraussetzung aller Koexistenz. Nur wenn ich meinen Mitmenschen sein lasse, ist er er selbst, sonst mein Konstrukt.

Wir bleiben ein Leben lang dem anhänglich, was wir als Kinder schätzten. Einige meinen, darin liegt der Schlüssel zum Weltfrieden. Darin liegt er nicht. Darin liegt der Schlüssel zur Verzweiflung. Ich erkenne meine Brüder doch nicht, weil mir meine Kindergärtnerin sie gezeigt hat! Ich erkenne sie, weil ich zur hinreichenden Erkenntnis meiner selbst herangereift bin.

Die neue Verbundenheit, von welcher die Bibel spricht, nachdem die Zeit der Völker voll wurde, sie muß aus der Natur entspringen und sie ehren, nicht anerzogen kann sie sein und nicht anerziehen kann sie wollen. Die Erziehung muß dem Glauben gelten und jenen, welche sie suchen. Ich bin gekommen, daß ich ein Feuer anzünde auf Erden; was wollte ich lieber, denn es brennete schon! Es wird brennen!

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