Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

11. Mai 2020

Am Ende der Herrschaft der Unvernunft

Die bedeutendste Vertreterschaft zur Unterbindung politischer Bünde in der heutigen Zeit ist die aristotelische Selbstoptimierungsgemeinschaft wie sie vielleicht am deutlichsten in den Star Trek - The Next Generation Episoden zum Ausdruck kommt.

Wie ich nun schon mehrere Male schrieb, besteht der Witz bei ihr darin, daß der sich fügende Einzelne sich mit dem gesellschaftlichen Fortschritt, welchen er durch sein sich Fügen ermöglicht, identifiziert. Besonders verbreitet ist diese Haltung selbstverständlich bei Wissenschaftlern und solchen, welche es zu werden hoffen.

Nun, das Schlimmste, was sich gegen diese Vertreterschaft sagen läßt, ist, daß sie Alexander den Großen ermöglichte und damit das Ende der griechischen Kultur besiegelte. Seitdem also klebt sie uns an den Hacken, und vielleicht hatte sie andernorts auch schon früher Vorläufer.

Es liegt wahrscheinlich genau an dieser unbestreitbaren geschichtlichen Bewährung, daß ihr Einsatz als Herrschaftsinstrument heute nur als Lösung von Problemen gesehen wird und nicht selbst als mögliches Problem.

Es besteht nämlich eines: Vertreterschaften sind ausgesprochen passiv, wie es ein gutes Herrschaftsinstrument natürlich auch sein sollte, und wenn sich das Gewicht vom Leitungsverein weg hin zum Unterbindungsverein verschiebt, findet irgendwann keine Leitung durch den Leitungsverein mehr statt, da er die dazu nötigen gesellschaftlichen Eingriffe nicht mehr organisieren kann.

Die aristotelische Selbstoptimierungsgemeinschaft im besonderen nun ist auf Leitung angewiesen und wird, sobald sie ihre verliert, aktiv nach neuer suchen, wobei sie sich, ihrem ganzen Wesen nach, am bereitwilligsten einem Rat unterstellt, da dieser von allen sie begleitenden Leitungsvereinen am ergebnisoffensten das ihm Dienliche erwägt.

Dabei ist es ihr selbst egal, ob der Rat den Herrschaftswillen einer Gruppe von Menschen ausdrückt oder nicht, also ob der Rat tatsächlich gesellschaftliche Ziele verfolgt, oder ob er lediglich glaubhaft machen kann, durch seinen Kurs eine insgesamt bessere Position zu erreichen, so lange der Kurs nur klar ist.

Und das ermöglicht es, die aristotelische Selbstoptimierungsgemeinschaft zu kapern, indem man nicht viel mehr tut, als Konferenzen zu organisieren und sie unter ein Motto zu stellen.

Wie ich auch schon mehrere Male schrieb, geht es dem Leviathan nicht darum, die Welt in eine bestimmte Form zu bringen, sondern darum, an möglichst vielen wirtschaftlichen Transaktionen als Mittler beteiligt zu sein, wobei er Probleme verursacht, um zu sehen, wer sie zu lösen vermag, und diese dann überredet, auf seine Dienste zurückzugreifen, andernfalls sie nur selbst wieder neue Probleme bekämen.

Also hat er erst die Tüchtigen von ihren Fesseln befreit, um mittlerweile aber Plünderern ihre Raubzüge zu finanzieren, damit bloß alles in Bewegung bleibt und immer neue Dienstleistungen entstehen.

Doch da alles an seine Grenzen stößt, hat er sich auf die Neuregelung der internationalen Beziehungen verlegt, wozu er der Welt versprochen hat, als große aristotelische Selbstoptimierungsgemeinschaft glücklich zu werden. Auch wenn eine solche internationale Vertreterschaft durch keinen nationalen Stand geleitet werden kann, gibt es doch Abhilfe durch allerlei internationale Räte, welche stets das selbe fordern, was auch in den Zeitungen steht, so daß wir ja wohl zufrieden sein dürften. Nur daß es jetzt zu Kämpfen um den Grad kommt, zu welchem sich die einzelnen Nationen dem Leviathan intern unterwerfen mögen, wo der eine nicht mehr unter seine Gewalt kommen möchte als der andere, weil er sich der zersetzenden Wirkung des Giftes bewußt ist, welches dem Leviathan seine Stellung verschafft.

Und nun wird also ein echter Rat mit gesellschaftlichen Zielen auf den Plan treten und eine neue Dynamik anstoßen.

Was auch immer von dieser zu halten ist, an der alten Dynamik festzuhalten kann doch niemand bei Licht betrachtet befürworten: Daß niemand große Entscheidungen treffen mag, ist selbst ein Argument dafür, Entscheidungen nicht immer größer werden zu lassen.

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