Bereitschaftsbeitrag

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6. Mai 2020

Kommunikation

Der Sinn aller Kommunikation besteht darin, uns über unsere Gefühle auszutauschen. Genauer gesagt dient Kommunikation dem sie Empfangenden dazu,
  • seine Lust zu unterstützen, wenn Erwartungen kommuniziert werden,
  • seine Achtung zu unterstützen, wenn Ärger, Angst, Schrecken, Gunst, Sicherheit, Eifer, Neugierde und Kühnheit kommuniziert werden,
  • seine Sorge zu informieren, wenn Leid, Erschöpfung, Übelkeit und Begehren kommuniziert werden und
  • seine Sorge zu unterstützen, wenn Vergessenheit, Wertschätzung, Liebe, Anteilnahme und Einsicht kommuniziert werden,
wobei Unterstützung bedeutet, einander entsprechende Seelenteile mehrerer Menschen quasi zu einem Seelenteil, einer Lust, einer Achtung oder einer Sorge, zusammenzuschließen, und Informierung, die Herrschaft der Sorge von der eigenen auf die Lust der Gemeinschaft auszudehnen.

Meistens ist die Kommunikation unbedenklich, also durch keine Erwägungen einzuschränken, lediglich in drei Fällen ist sie es nicht:
  • bei der Information der Sorge ist auf das Gleichgewicht zwischen Repräsentativität und Privatleben zu achten,
  • bei der Kommunikation der Kühnheit ist darauf zu achten, daß sie nur persönlich, also nicht anonym, und nur zwischen den Mitgliedern einer mit derselben Unternehmung befaßten Mannschaft stattfindet, also nicht etwa ein General öffentlich in der Zeitung schreibt, daß er zuversichtlich ist, einen Krieg gegen einen Nachbarn leicht gewinnen zu können, und
  • bei der Kommunikation der Wertschätzung ist darauf zu achten, daß sie auf Fälle gemeinsamer Wertschätzung beschränkt ist, also nicht etwa einer einem andern sagt, daß es ihm gefällt, ihn herumzukommandieren.
Was die Unterstützung der Lust und der Achtung und die Informierung der Sorge betrifft, so sehe ich keine Notwendigkeit, ihre einzelnen Unterfälle zu benennen, doch bei der Unterstützung der Sorge halte ich es für besser:
  • die Kommunikation der Vergessenheit bedeutet, eine Frage ins öffentliche Bewußtsein zu bringen,
  • jene der Wertschätzung, ein gemeinsames Interesse,
  • jene der Liebe, etwas Gebührendes oder Artgemäßes,
  • jene der Anteilnahme, etwas sich empirisch Erwiesenhabendes und
  • jene der Einsicht, etwas logisch Gültiges.
Leider erleben wir zurzeit eine groteske Verengung der öffentlichen Kommunikation auf die Vermittlung von Angst und Schrecken. Wie gesagt, ich halte die Kommunikation derselben prinzipiell für unbedenklich, bedenklich ist es aber, wenn nichts anderes kommuniziert wird:
  • in soweit, wie unsere Sorge nicht informiert wird, werden wir rücksichtslos,
  • in soweit, wie unsere Lust nicht unterstützt wird, zaghaft,
  • in soweit, wie unsere Achtung nicht unterstützt wird, unaufmerksam und
  • in soweit, wie unsere Sorge nicht unterstützt wird, gedankenlos.
Aber ich möchte es lieber jedem einzelnen meiner Leser überlassen, für sich selbst zu entscheiden, in wieweit ihm die Medien, welche ihm zur Verfügung stehen, die Teilhabe an der geheiligten Einrichtung der Kommunikation gestatten, anstatt irgendein Medium im speziellen zu kritisieren, denn ich verspreche mir nur davon eine Verbesserung der Lage, daß sich die Allgemeinheit, wie ich mir hier gerade, über die Mißlichkeit ihrer Lage bewußt wird und es unternimmt, ihr Abhilfe zu verschaffen.

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