Bereitschaftsbeitrag

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2. Mai 2020

Zukunftserwägung

Der Mensch durchläuft in seinem Leben drei Phasen, in welchen er Verschiedenes sucht,
  1. Erfahrungen,
  2. Erfahrungsverbindungen und
  3. Übertragungen dieser Verbindungen auf andere Erfahrungen,
zuerst fragt er, was die Welt sei, dann, wie sie zusammenpaßt und schließlich, ob sie auch weiterhin so zusammenpaßt. Ich benannte diese Phasen auch schon:
  1. Einübung,
  2. Erzeugung,
  3. Verwaltung,
doch habe ich etliches zu diesem Thema noch nicht betrachtet. In jeder Phase wird die Zukunft erwogen, doch was genau?
  1. Das Leben (gebundenes Heil), also Vorliebe, subjektiver Glaube und Gewissen,
  2. der Zeitgeist (freies Heil) und
  3. die Konstanz der Geschichte (das ewig Gültige).
Indem dies also erwogen wird, kommt ein jeder für sich zur Einsicht darüber, in welchem Zeitalter er lebt, indem nämlich folgende Festsetzung gilt:
ZeitalterEinübung Erzeugung Verwaltung
der Wacht Anerkennung Aufgabe Organisation
der Werke Unterstützung Lehre Kultur
der Wunder Gewährung Teilhabe Bildung
wobei
  • Aufgaben durch die Erfahrungsverbindung in der Haltung erzeugt werden,
  • Lehren durch die Erfahrungsverbindung im Verständnis und
  • Teilhabe durch die Erfahrungsverbindung in der Stellung (im objektiven Glauben),
siehe auch Orientierungen als Formen des Bedenkens.

Indem wir uns also unser Leben verfolgend in Anerkennung einüben, sehen wir ein, daß wir im Zeitalter der Wacht leben und analog auch alles weitere.

Es mag allerdings passieren, daß es uns nicht gelingt, nach der Erfahrung diese Erfahrung auch dem Zeitalter gemäß zu verbinden, sondern daß wir unverhofft auf die Notwendigkeit einer anderen Art der Verbindung stoßen, so daß wir zunächst wieder dieser Verbindung gemäß erfahren müssen - und am Ende eines Zeitalters muß es sich auch so zutragen.

Desweiteren ist zu bemerken, daß die übliche Reihenfolge: Sein, Analyse, Synthese, hier verletzt wird, denn
  1. ist Einübung ontisch, nämlich bildungsorientiert,
  2. Erzeugung synthetisch, nämlich verwertungsorientiert, und
  3. Verwaltung analytisch, nämlich bedarfsorientiert,
neben dem, was sie sonst noch sind, so daß es überpersönlicher Beziehungen bedarf, um die übliche Reihenfolge wiederherzustellen, ohne welche die Anstrengungen des Einzelnen unberücksichtigt blieben, denn
  • wozu bilden, wenn die Eignung nicht geprüft wird?,
  • wozu verwerten, wenn es nicht der Erhaltung dient? und
  • wozu den Bedarf decken, wenn daraus nichts verwertet wird?,
und das alles geschieht ja nicht, da
  • wir unsere Erfahrungen verbinden müssen, gleich welche sie auch sein mögen,
  • wir im Greisenalter nicht mehr den Schwung haben, uns auf der Grundlage unserer Verbindung neu einzuüben, und
  • wir nach dem Greisenalter tot sind.
Also gibt es die folgenden überpersönlichen Verbindungen, welche dem Abhilfe verschaffen, nämlich
  1. den Wettbewerb zwischen den unterschiedliche Erfahrungen gemacht Habenden,
  2. die Erneuerung durch die nächste Generation und
  3. die gesellschaftliche Anpassung an ein nahezu konstantes Umfeld.
Mit anderen Worten werden also alle Anstrengungen gemeinschaftlich belohnt, auch wenn ein einsam Lebender nichts von ihnen hat und auch ein gemeinschaftlich Lebender nur einen Bruchteil seines Lohns.

Freilich, wer auch nur einen Funken Verstand hat, der regt sich darüber nicht auf, sondern akzeptiert den fließenden Bau, dessen Teil er ist. Da es aber mit all dem nicht besonders gut bestellt ist, Wettbewerb gescheut wird, die Leute ewig leben wollen, aber alles ständig ändern, kann es mit dem Verstand, oder genauer gesagt der Vernunft, nicht besonders weit her sein, weshalb ich denn auch allen anderen Strömungen zum Trotz die These vertrete, daß wir unter der Herrschaft der Unvernunft leben.

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