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4. Mai 2020

Persönliche und gemeinschaftliche Denkweisen

Der Passus neben dem, was sie sonst noch sind im vorletzten Beitrag verdient offensichtlich noch eine Erläuterung, wie auch einiges andere.

Was sind eigentlich Analyse, Synthese und Sein? Was ist das Prinzip ihrer Homogenität?

Nun, wenn wir die folgende Tafel betrachten,

analytisch synthetisch ontisch
Orientierung Bedarfs-
orientierung
Verwertungs-
orientierung
Bildungs-
orientierung
Verständnis Eignungs-
verständnis
Hervorbringungs-
verständnis
Seins-verständnis
Wirkung Verhältnis-
wirkung
Kunst-
wirkung
Erhaltungs-
wirkung
sehen wir in ihren Spalten drei verschiedene Eigenläufe, welche aus drei unterschiedlichen Verständnissen hervorgehen, nämlich dem Eignungs-, Hervorbringungs- oder Seinsverständnis, und wenn wir das Prinzip der Homogenität dieser Verständnisse herausfinden, dann haben wir auch das von Analyse, Synthese und Sein als durch jene Verständnisse bestimmten Eigenläufe, oder, um es kürzer zu sagen, als mögliche Denkweisen herausgefunden, also als analytische, synthetische oder ontische Denkweise.

Ich sprach ja auch schon vorher von Analyse und Synthese, das heißt genauer gesagt von analytischen und synthetischen Wahrnehmungen, und wenn ich mir aus meiner jetzigen Perspektive heraus das damals Gesagte vor Augen führe, so läuft es darauf hinaus, daß eine analytische Wahrnehmung aus Einsicht heraus entspringt und eine synthetische als Ausdruck eines Gedankens.

Das ist eine ziemlich saubere Dichotomie, da Einsicht auf unwillkürlicher Verfolgung beruht und willkürliche Verfolgung gut durch das Ausdrücken von Gedanken abgedeckt wird. Ich sehe einstweilen nicht, daß es dort noch etwas zu klären gäbe, und werde es hier also dabei bewenden lassen.

Allerdings erhalten wir so nur zwei Verständnisse, das einsichtsgestützte Eignungsverständnis und das ausdrucksbezügliche Hervorbringungsverständnis, doch sind durch diese beiden alle Verständnisse begrifflicher Natur erfaßt, und somit bleibt nur das Verständnis der Begriffe selbst, und dieses Verständnis ist das Seinsverständnis, denn ein Begriff wird als ein Eindruck verstanden, welcher seine Gegenstände begleitet, also stets mit ihnen zusammen ist, womit wir hinreichend sicher sein können, alle Verständnisse betrachtet zu haben. (Das Seinsverständnis ist natürlich das Verständnis dessen, daß etwas ist, und damit zugleich das Verständnis dessen, wie es ist wahrzunehmen).

Freilich sehen wir ständig ein, drücken auch ständig aus und nehmen auch ständig wahr, und dennoch sind hiermit analytisches, synthetisches und ontisches Verständnis definiert und mit ihnen zusammen auch analytische, synthetische und ontische Denkweise, also Analyse, Synthese und Sein.

Die Denkweise der Jugend ist also ontisch, die des mittleren Alters synthetisch und die des hohen analytisch, indem die Jugend sich einübend auf Erfahrungen sinnt, das mittlere Alter erzeugend auf die Verbindung derselben und das hohe verwaltend auf die Übertragung der erzeugten Verbindungen.

Was sie sonst noch sind umfaßt also neben der Orientierung das zur selben Denkweise gehörende Verständnis und die zugehörige Wirkung, und zusammen bilden sie die persönliche Denkweise.

Daneben gibt es aber auch noch die gemeinschaftliche Denkweise des Zeitalters, in welchem eine Person lebt. Personlich ist die Denkweise eines Verwalters durch
  • Bedarfsorientierung,
  • Eignungsverständnis und
  • Verhältniswirkung
bestimmt, gleich in welchem Zeitalter er lebt, doch ist der Gegenstand seiner Beschäftigung im Zeitalter
  • der Wacht die Organisation, an welche sich die Orientierung der gemeinschaftlichen Analyse knüpft,
  • der Werke die Kultur, welche sich aus der Wirkung der gemeinschaftlichen Synthese ergibt und
  • der Wunder die Bildung, welche das Verständnis des gemeinschaftlichen Seins begründet
und entsprechend  verhält es sich mit den Einübenden und den Erzeugern, die persönliche Denkweise eines Einübenden ist durch
  • Bildungsorientierung,
  • Seinsverständnis und
  • Erhaltungswirkung
bestimmt, doch ist der Gegenstand seiner Beschäftigung im Zeitalter
  • der Wacht die Anerkennung, welche aus dem Verständnis der gemeinschaftlichen Analyse folgt,
  • der Werke die Unterstützung, welche die Orientierung der gemeinschaftlichen Synthese verkörpert und
  • der Wunder die Gewährung, welche die Wirkung des gemeinschaftlichen Seins ist
und die persönliche Denkweise eines Erzeugers durch
  • Verwertungsorientierung,
  • Hervorbringungsverständnis und
  • Kunstwirkung,
doch ist der Gegenstand seiner Beschäftigung im Zeitalter
  • der Wacht die Aufgabe, in welcher die Wirkung der gemeinschaftlichen Analyse wirkt,
  • der Werke die Lehre, welche zum Verständnis der gemeinschaftlichen Synthese beiträgt und
  • der Wunder die Teilhabe, welche die Orientierung des gemeinschaftlichen Seins befördert.

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