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12. September 2020

Instinktschwäche

Seit ich 21 Jahre alt war, hat mich eine Bewußtseinsform beschäftigt, welche ich, alles zusammengenommen, Instinktschwäche nennen möchte.

Ich mag sie nicht. Ich verabscheue sie sogar. Als ich ihr damals begegnete, nicht zum ersten Mal, aber zum ersten Mal anteilnehmend, erkannte ich sie nicht wieder. Sie wird nämlich in unserer Zeit hofiert und für edel gehalten. Und wiewohl ich sie bereits an Beispielen kennengelernt hatte und wußte, daß es sich bei ihr um eine Form geistiger Beschränktheit handelt, hatte ich doch keinen Begriff davon, was genau den betroffenen Personen abgeht, und wiewohl ich mit 21 Jahren einen Begriff davon gewann, konnte ich nicht verstehen, wie das angehen kann.

Nun, wer über Instinkt verfügt, dem erscheint vieles in der Welt als nicht für ihn gedacht. Deshalb heißt es unter den Menschen, Hemmungen müßten überwunden werden, und jene, welche sich dabei hervortun, gelten als mutig, entschlossen und zielbewußt.

Das sind sie alles auch, aber es liegt einzig daran, daß sie ein sehr einfaches Weltbild haben.

Aber erklären wir die Kondition jetzt besser, anstatt sie noch länger auszumalen. Instinktschwäche bedeutet, daß im Eigenlauf des Ichs die Verfolgung nur eingeschränkt stattfindet, so daß die Einlösung ein höheres Gewicht gewinnt. Menschen mit Instinktschwäche betrachten die Welt als ein zu kontrollierendes Chaos. Sie kennen keine Eingeholtheit im vollen Sinne. Die Gefaßtheit vor der Verfolgung muß in ihrem Fall Gelegenheit genannt werden. Sie verfolgen Pläne, keine Ahnungen.

Wenn sich jemand wie ich einbildet, er müsse sich um etwas kümmern, was ihm instinktiv fremd ist, so muß er sich dazu zwingen, und bei dessen Ausführung herrscht dann geradezu ein Zustand der Schizophrenie zwischen Verfolgung und Einlösung vor.

Menschen mit Instinktschwäche können ihre Phantasien hingegen relativ leicht in die Tat umsetzen. Seltsamerweise war die Nacht, in welcher ich mich am stärksten in meinem Leben in die Einlösung einer Pflicht hineinsteigerte, welche mir überhaupt nicht oblag, die Nacht vor Anders Breiviks Eingriff in die Geschichte.

Ich komme nun wieder auf dieses Thema zu sprechen, weil ich seit letztem Hellrecht, also dem 2. September, eine instinktunabhängige Einlösung erwarte, und zwar in triumphalem Gestus: die politische Rechte wird flächendeckend an Macht gewinnen, die Zeit der Vorbereitung der Bürger geht zu Ende.

Post Scriptum vom folgenden Tag. Ich hatte bereits gestern das I Ching zu dem transzendenten Phänomen, welches ich vor Utoya und jetzt wieder verspürt habe, befragt und folgendes Hexagramm erhalten:
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Eine Erklärung dieses Hexagramms, 61. Innere Wahrheit, findet sich hier, und ich denke, sie ergibt den folgenden Sinn:
Jene, welche die Gesellschaft verbessern wollen (Herrschaft der Abgemessenheit, Pharisäer), üben bisweilen einen transzendenten Einfluß auf jene aus, welche eine Richtschnur für ihr Leben suchen (Fundamentlegung für die Sorge), und wenn dieser Einfluß besonders stark ist, betrifft er sogar mich, wiewohl ich mich der Sorge verschrieben habe und lediglich eine gewisse Affinität für die Fundamentlegung empfinde, und während er mich dann zu Narrheiten treibt, treibt er die andern zur Tat, welche letztlich auf tönernen Füßen steht, weil sie kein ausreichendes intellektuelles Fundament besitzt.
Und das erwarte ich natürlich auch, daß eine große Euphorie ausbricht, welche letztlich aber in die Herrschaft des Tiers mündet, sich zugleich aber auch auf den Weg zur Wiederkehr Christi macht, im Sinne einer grundsätzlichen Entscheidung, sie zu suchen und voranzuschreiten.

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