Bereitschaftsbeitrag

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2. Februar 2021

Störungen der Rechenschaftsgebung

Es ist ja nicht so, daß wir uns in jedem wachen Augenblick all dessen gewahr wären, was wir jemals erlebt haben, und so besteht die Notwendigkeit, diesbezügliche Fragen unter Aufwendung unserer Urteilskraft auf die eine oder andere Weise zu entscheiden, in der Regel unter zur Hilfe Nahme von Schlußfolgerungen, welchen Vorgang ich als Rechenschaftsgebung bezeichnen möchte.

Unsere Rechenschaftsgebung sagt uns also, was passiert ist. Aber es gibt Situationen, welche ihr abträglich sind, denn insbesondere unsere Erinnerung braucht Ruhe, um uns die Verfolgung dessen, was bezüglich einer bestimmten Angelegenheit, repräsentiert in unserem Denken durch bestimmte Eindrücke, noch passiert ist, zu erlauben.

Sehen wir etwa sehr viele uns neue Filme, so hat unser Gedächtnis mit der Bewältigung all dieses neuen Geschehens zu kämpfen, und unser Erinnerungsvermögen wird in unspezifischer Weise allgemein belastet. Dies führt indes nur zu einer gewissen Langsamkeit des Denkens. Folgenreicher sind die Störungen, welche uns dazu bewegen, ausgedachte Szenarien wenigstens als Arbeitshypothesen des Geschehenen zu akzeptieren.

Dieses findet immer dann statt, wenn unsere objektive Kondition in einer Notlage geprüft wird und wir unter dem Eindruck eines letztere spezifizierenden Gefühls stehen, also Leid, Erschöpfung, Übelkeit, Ärger, Angst, Schrecken oder Vergessenheit empfinden, denn indem wir versuchen, unserer Not schnellstmöglich zu entkommen, greifen wir nach Szenarien, welche uns Anhaltspunkte dazu liefern, selbst wenn es sich um ausgedachte Szenarien handelt.

Sind wir beispielsweise ärgerlich, sind wir zugleich geneigt, ein Szenario als gegeben zu akzeptieren, welches jemanden eindeutig ins Unrecht setzt, leiden wir, so ergreifen wir voreilig Szenarien, welche uns die Ursache unseres Leidens aufzudecken scheinen. Es ist also in Zeiten massenhafter Not auch mit massenhaften Wahnvorstellungen und Fehlurteilen zu rechnen.

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