Bereitschaftsbeitrag

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20. März 2022

Moralverzerrungen

Die Aufgabe der Moral ist es, eine Verständigung über das Gewollte zu erreichen und auf dieser Basis das Gedurfte (Rechte und Pflichten) festzulegen und mittelbar durch es das Gekonnte (durch Einrichtung von Kooperationsweisen).

Verzerrt wird die Moral dadurch, daß Gedurftes und Gekonntes nicht auf der Basis des Gewollten bestimmt, sondern als quasimoralisch betrachtet wird und als Voraussetzung in die Moral eingeht. Eine durch quasimoralisches komplementierte Moral heiße übertrittig.

Konkret geht Gedurftes dadurch als Voraussetzung in die Moral ein, daß (gesellschaftliche) Beziehungen als gegeben betrachtet werden, und Gekonntes dadurch, daß Fähigkeiten als gegeben betrachtet werden. Wo dies geschieht, ist es üblicherweise so, daß es nicht möglich ist, der Moral ohne entsprechende Beziehungen oder Fähigkeiten gerecht zu werden, etwa wenn die Ausübung des eigenen Berufs davon abhängt, daß man einen Beamten kennt, welcher dafür sorgt, daß die einen betreffenden Vorschriften nicht kontrolliert werden (oder einen Abgeordneten, welcher dafür sorgt, daß die Vorschriften so gestaltet werden, daß sie einen nicht betreffen), oder wenn es unmöglich ist, ein zugelassenes Produkt herzustellen, wenn man nicht auf dem neuesten Stand der Technik ist, weshalb die führenden Autohersteller auch nichts gegen niedrige Abgaswertgrenzen haben.

Menschen, welche einer übertrittigen Moral anhängen, werden vom moralisch Unverdorbenen instinktiv als solche erkannt, nämlich
  • wenn sie Fähigkeiten als quasimoralisch betrachten, als Besserwisser, welche, selbst wenn sie sich herablassen, einem zu einer Fähigkeit zu verhelfen, den Bezug der entsprechenden Fähigkeit zum eigenen Wollen übergehen, und
  • wenn sie Beziehungen als quasimoralisch betrachten, als Kungler, welche, selbst wenn sie sich herablassen, einem zu einer Beziehung zu verhelfen, den Bezug der entsprechenden Beziehung zum eigenen Wollen übergehen.
Ich hoffe, dies hilft bei der Evaluation der eigenen Lage.

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