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16. November 2022

Perikopen bis Trinitatis

Das Kirchenjahr bis Trinitatis wird vom Nacherleben von Jesu Wirkungsgeschichte bestimmt.

Die römischen Ziffern bezeichnen im folgenden die Perikopenreihen.

Vom 1. Advent bis zum Epiphanias

1. Advent:
I Mt 21:1–11 Einzug in Jerusalem
V Offb 3:14–22 Laodizea, Mahnung zur Dankbarkeit
2. Advent:
Lk 21:28 Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.
II Lk 21:25–33 Kommen in der Wolke
VI Offb 3:7–13 Philadelphia, Bestärkung in der Barmherzigkeit
3. Advent::
II Lk 3:1–20 Johannes der Täufer
III Lk 1:67–79 Zacharias' Lobgesang
VI Mt 11:2–10 Antwort an Johannes
4. Advent:
I/IV Lk 1:26–56 Ankündigung Jesu
Christvesper:
Lk 2:10b–11 Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
V Lk 2:1–20 Jesu Geburt
Christnacht:
Lk 2:10b–11 Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
III Mt 1:18–25 Jesu Geburt
VI Lk 2:1–20 Jesu Geburt
1. Weihnachtstag:
Joh 1:14b Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.
I Joh 1:1–5.9–14, 16–18 Ho Logos
2. Weihnachtstag:
Joh 1:14b Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.
II Mt 1:18–25 Jesu Geburt
V Mt 1:1–17 Jesu Stammbaum
1. Sonntag nach Weihnachten:
Joh 1:14b Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.
I Mt 2:13–23 Flucht nach Ägypten
III Lk 2:22–40 Weissagungen über Jesus
VI Joh 12:44–50 Licht der Welt
Altjahrsabend:
IV Mt 13:24–30 Vom Unkraut und Weizen
Neujahrstag:
II Joh 14:1–6 Wohnungen in des Vaters Haus
V Lk 4:16–21 Jesajas Prophezeiung Christi
2. Sonntag nach Weihnachten:
Joh 1:14 Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
III/VI Lk 2:41–52 Der zwölfjährige Jesus im Tempel
Epiphanias:
I Mt 2:1–12 Heilige drei Könige
IV Joh 1:15–18 Gnadenfülle
Bemerkung. Einzig der Altjahrsabend sticht mit seinem Ausblick auf die Ernte, das Ende der Geschichte von Abel und Kain, heraus.

Vom 1. Sonntag nach Epiphanias bis Ostermontag

1. Sonntag nach Epiphanias:
II Mt 3:13–17 Jesu Taufe
V Joh 1:29–34 Die Taube
2. Sonntag nach Epiphanias:
Joh 1:16 Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.
III Joh 2:1–11 Wasser zu Wein
3. Sonntag nach Epiphanias:
Lk 13:29 Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.
I Joh 4:5–14 Brunnenwasser und lebendiges Wasser
IV Mt 8:5–13 Glaube zu Kapernaum
Letzter Sonntag nach Epiphanias:
II Offb 1:9–18 Christus à la Hesekiel
V Mt 17:1–9 Verklärung Christi
5. Sonntag vor der Passionszeit:
III/VI Mt 21:28–32 Leichtfertiger und reuiger Sohn
4. Sonntag vor der Passionszeit:
I Mk 4:35–41 Stillung des Sturms
IV Mt 14:22–33 Sinkender Petrus
V Mk 5:24b–34 Blutflüssige Frau
Septuagesimä:
II Mt 20:1–16a Lohn der Arbeiter im Weinberg
V Mt 9:9–13 Matthäus der Zöllner
Sexagesimä:
III Lk 8:4–15 Vom Sämann
VI Mk 4:26–29 Saat und Ernte
Estomihi:
Lk 18:31 Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.
I Lk 10:38–42 Maria und Marta
II Lk 18:31–43 Dritte Leidenankündigung
IV Mk 8:31–38 Sein Kreuz auf sich nehmen
Aschermittwoch:
Lk 18:31 Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.
II Mt 9:14–17 Neue und alte Schläuche
V Mt 6:16–21 Stilles Fasten
Invokavit:
III Joh 13:21–30 Eingetauchter Bissen
V Lk 22:31–34 Ankündigung von Petri Verleugnung
VI Mt 4:1–11 Jesus in der Wüste
Reminiszere:
I Joh 3:14–21 Licht der Welt
IV Mt 26:36–46 Gethsemane
V Mk 12:1–12 Böse Weingärtner
Okuli:
Lk 9:62 Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.
II Lk 9:57–62 Ernst der Nachfolge
V Lk 22:47–53 Jesu Gefangennahme
Lätare:
Joh 12:24 Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.
I Joh 6:47–51 Brot des Lebens
III Joh 12:20–26 Weizenkorn
VI Lk 22:54–62 Petri Verleugnung
Judika:
Mt 20:28 Dienen lassen und dienen
I Joh 18:28 – 19:5 Pilatus
IV Mk 10:35–45 Gottes Ehrenplätze
Palmsonntag:
Joh 3:14–15 Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
II Mk 14:1–9 Salbung
IV Joh 17:1–8 Anfang hohepriesterliches Gebet
V Joh 12:12–19 Einzug in Jerusalem
Gründonnerstag:
III Mt 26:17–30 Abendmahl
V Lk 22:39–46 Gethsemane
VI Joh 13:1–15.34–35 Fußwaschung
Karfreitag
Joh 3:16 Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
I Joh 19:16–30 Kreuzigung
IV Lk 23:33–49 Kreuzigung
VI Mt 27:33–54 Kreuzigung
Karfreitag – Vesper:
I Joh 19:31–42 Grablegung
Karsamstag:
II Mt 27:57–66 Grablegung
V Joh 19:31–42 Grablegung
Osternacht:
Offb 1:18 Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.
III Mt 28:1–10 Auferstehung
VI Joh 5:19–21 Vollmacht des Sohnes
Ostersonntag:
Offb 1:18 Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.
I Joh 20:11–18 Jesus erscheint Maria
IV Mk 16:1–8 Jüngling allein im Grab
Ostermontag:
Offb 1:18 Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.
II Lk 24,36–45 Jesus erscheint seinen Jüngern
III Offb 5,6–14 Öffnung des Buchs mit den sieben Siegeln
V Lk 24:13–35 Emmausjünger
Bemerkungen. Die Offenbarung wird zusammenhangslos zu ornamentalen Zwecken zitiert. Ab dem 5. Sonntag vor der Passionszeit beginnt die Hinführung auf Ostern. Sie durchläuft die folgenden Stadien:
  1. Appell an das Gewissen (5 Wochen vor ihr),
  2. Appell an die Festigkeit (4. Wochen vor ihr),
  3. Appell an die Demut (Septuagesimä),
  4. Appell an die Verantwortung (Sexagesimä)
  5. Appell an den Entschluß (Estomihi)
  6. Appell an die Eigenständigkeit (Aschermittwoch)
  7. Warnung vor der Verirrung (Invokavit)
  8. Warnung vor der Feindschaft der Welt (Reminiszere)
  9. Warnung vor der Isoliertheit (Okuli)
  10. Eröffnung der Notwendigkeit, über den eigenen Tod hinaus zu denken (Lätare)
  11. Eröffnung der Rangordnung unter Gott (Judika)
Von da an kehrt der Gottesdienst wieder zur Nacherzählung von Jesu Geschichte zurück. Ich möchte allerdings noch ein Detail betrachten, nämlich daß Joh 5:22 nicht zitiert wird:
Denn der Vater richtet niemand; sondern alles Gericht hat er dem Sohn gegeben.
Dieser Ausspruch scheint im direkten Widerspruch zu Joh 3:17
Denn Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn selig werde.
zu stehen, und auch Joh 8:16
So ich aber richte, so ist mein Gericht recht; denn ich bin nicht allein, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat.
ist interessant in diesem Zusammenhang. Nun, Christus sagt weiterhin (Joh 5:19), daß er nur aufgrund dessen, was ihm der Vater zeigt, richtet, und das ermöglicht es, die ganze Sache als unerheblich abzutun, aber wenn das, was ich sage, stimmt, also daß wir alle Sensoren Gottes sind, welche ihre subjektive Wahrnehmung Gott zur Harmonisierung mitteilen, so muß man sich in der Frage des Richtens geradezu auf so seltsame Weise ausdrücken, denn erst durch das Leben kommt die Frage des Richtens in die Welt, nämlich dadurch, daß es an seinen Umständen leidet, und erst durch die menschliche Vernunft wird das Leiden mit der Ordnung der Welt verbunden, und wenn Gott also richtet, so nimmt er dieses Flehen auf: Gottes Kinder beklagen sich, und ohne ihr Klagen richtet Gott nicht, doch wenn er richtet, so sind ihre Klagen gerecht, weil er ihnen stattgab.

Ich weiß, daß dies über das bisher Zitierte hinausgeht, aber wenn man noch die Warnung mit dem Mühlstein bedenkt (Mt 18:6) und sie neben Joh 5:23
auf daß sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren.
hält, wird klar, daß Christus hier nicht von sich selbst spricht, sondern von den Kindern Gottes allgemein, und es ist eben seine Lehre, welche verhindert, daß wir uns an den Kindern Gottes, welche auf Gott hören, vergehen, weil sie uns selbst dahin führt, auf Gott zu hören.

Von Quasimodogeniti bis Trinitatis

Quasimodogeniti:
III Joh 21:1–14 Fische zur Rechten
VI Joh 20:19–29 Vollmacht der Jünger
Misericordias Domini:
Joh 10:11.27–28 Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.
I Joh 10:11–16,27–30 Guter Hirte
IV Joh 21:15–19 Auftrag an Petrus
Jubilate:
II Joh 15:1–8 Wahrer Weinstock
V Joh 16:16–23a Über ein Kleines
Kantate:
III Lk 19:37–40 Gelobt sei, der da kommt.
VI Offb 15:2–4 Gläsernes Meer
Rogate:
I Joh 16:23b–33 Bitte in Christi Namen
II Mt 6:5–15 Vater unser
IV Lk 11:1–1 Vater unser
Christi Himmelfahrt:
Joh 12:32 Christus spricht: „Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“
II Joh 17:20–26 Ende hohepriesterliches Gebet
V Lk 24:44–53 Mission der Völker
Exaudi:
Joh 12:32 Christus spricht: „Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“
III Joh 7:37–39 Ströme lebendigen Wassers
VI Joh 16:5–15 Tröster
Pfingstsonntag:
I Joh 14:15–23a,23b–27 Geist der Wahrheit
Pfingstmontag:
I Mt 16:13–19 Petrus, Felsen der Kirche
II Joh 20:19–23 Vollmacht der Jünger
V Joh 4:19–26 In Wahrheit anbeten
Trinitatis:
III Joh 3:1–15 Verdeutlichung für Nikodemus
Bemerkung. Diese Gottesdienste betreffen die Aufgabe der Kirche:
  1. die christliche Gemeinde zu definieren (Quasimodogeniti)
  2. die christliche Gemeinde zu leiten (Misericordias Domini)
  3. Christi Werk weiterzuführen (Jubilate)
  4. Gott zu verherrlichen (Kantate)
  5. das Gebet der christlichen Gemeinde zu leiten (Rogate)
  6. Christus den Völkern zu verkünden (Christi Himmelfahrt)
  7. die Begeisterung für das ewige Leben zu verbreiten (Exaudi)
  8. den Geist der Wahrheit zu hüten (Pfingstsonntag)
  9. und ihm ein organisationelles Rückgrad geben (Pfingstmontag)
Ehrlich gesagt sehe ich nicht so recht, was der Kirchgänger von dieser Selbstbeweihräucherung der Kirche hat. Nur wer selber als Missionar tätig ist oder der Pastor selbst, wenn er sich überlegt, was er im Rest des Jahres alles bedenken und unternehmen sollte, kann daraus einen Gewinn ziehen. Und während die Hinführung auf Ostern dem normalen Kirchgänger durchaus etwas bringt, ist es doch nur ein Trainingsprogramm, um einen anderweitig als richtig erkannten Weg unter Aufbietung aller christlichen Tugenden gegen alle Widerstände weiterzugehen, was durchaus Sinn macht, wenn das Richtige hinreichend klar ist, wenn die Gemeinde weiß, wo sie hin will, was aber in einer Zeit der Orientierungslosigkeit der Gemeinde genausowenig hilft, wie der Lobgesang der Kirche darauf, der Gemeinde den Weg zu weisen, ohne daß sie in der Zeit vom 1. Advent bis Trinitatis auch nur in einem Gottesdienst darauf zu sprechen käme, worin der rechte Weg eigentlich besteht.

Die Perikopen bilden eine Animationswissenschaft für Kirchenpersonal und Laien gleichermaßen, welche es ersterem erlaubt, sich selbst und letztere am laufen zu halten, aber beiden ihre soziale moralische Autorität entzieht, also ihre Möglichkeit, auf gesellschaftliche Moralvorstellungen Einfluß zu nehmen, da sie beide in ein Korsett des Weltentzugs zwingt, welches nicht länger gerechtfertigt ist, als es der freien Durchdringung der weltlichen Ordnung dient, und da dürfte ich zu den letzten gehören, welche noch Frucht tragen.

Die Kirche besteht also aus Heizern, welche Kohlen ins Feuer werfen, und so ist es auch bei Marxisten und Freimaurern: alle haben bereits eine Maschine am laufen, für deren Drehzahl sie einzig verantwortlich sind. Die Zielvorgaben haben große Denker seit wenigstens 150 Jahren entschieden, seitdem üben sich die Eliten nurmehr in ihren Spielen. Wir steuern vielleicht noch unsere Autos, aber schon lange nicht mehr unser Schicksal, das ist längst auf Autopilot geschaltet. Der Dampfer fräst sich durch die Geschichte, und niemand steht auf der Brücke. Es ist gespenstisch.

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