Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

6. Juli 2023

Nur recht albern vor dem Ernst!

Albernheit ist die Reaktion auf die eigene Uneinbezogenheit, und sich in ihr zu gefallen bedeutet, lieber einflußlos zu bleiben, was die meisten Menschen wohl als ethisch falsch betrachten würden.

Es gibt aber einen Fall, wo ich mir da nicht so sicher bin. Nehmen wir einmal an, jemand stieße fortwährend Menschen vor den Kopf, und es ist einem völlig klar, daß ihn das immer wieder Ärger einbringen wird, aber er kennt da nichts, und es kommt für ihn überhaupt nicht in Frage, damit aufzuhören.

In einem solchen Fall, wenn das Unausbleibliche eintritt, und man also in seiner Einschätzung bestätigt wird, doch es herunterspielt, indem man albern wird, handelt man da ethisch falsch?

Für was genau sollte man beten, wenn man stolze Narrheit mitansieht? Ist es nicht besser, sich 'rauszuhalten, wenn man außenvor steht?

Das einzige, für was man beten könnte, wäre, daß der Stolz bestraft und aufgegeben wird. Wäre das besser, als mit den Achseln zu zucken und, wenn er wieder einmal bestraft, aber nicht aufgegeben wird, alberne Späße zu machen?

Ich verkneife sie mir hier, denn leider würde es Schadenfreude genannt, auch wenn ich mich nicht im geringsten freue, sondern lediglich damit kokettiere, über solchen Dingen zu stehen - selbst ein nicht gänzlich ungefährlicher Stolz, wenn er öffentlich zum Ausdruck kommt.

Nein, Idiotie darf nur der verwünschen, wer unter ihr leidet, und die übrigen sollten vermeiden, sich in sie zu verstricken, so lange das halt geht, und dazu dürfen sie privat auch albern sein - nur verfestigen sollte es sich nicht.

Nun, ich kann wie gesagt nicht sagen, welches Lied es zurzeit betrifft, aber während des Coronaspuks durfte Kung Fu Fighting in England nicht gespielt werden, weil Trump Kung Flu in Umlauf gebracht hatte, und mit etwas Abstand ist es vielleicht begreiflich, daß diese Art Albernheit tatsächlich ein Symptom positiv zu bewertender Loslösung ist. Geschmacklosigkeit ist keine Triebfeder, und wenn die Absicht nicht Herabwürdigung ist, besteht sie in der Erklärung eines eigenen, losgelösten geistigen Raums.

Freilich, je ernster die Zeiten werden, desto folgenschwerer werden die Narrheiten, und zu erwarten steht es nicht, daß man dabei außenvor bleibt: Wir wollen uns den Herausforderungen stellen, aber aus unserer Sicht der Dinge heraus.

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