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6. Oktober 2023

Hierarchische gesellschaftliche Ausdrücke

Der vorige Beitrag beschäftigt sich mit dem zunehmenden gesellschaftlichen Mißtrauen, aber die Wurzel meines Unbehagens erfäßt er nicht. Also aus anderer Perspektive.

Es gibt vier Verhältnisse, in welchen wir hierarchisch gesehen zu anderen stehen können: Wir sind

unter
mit
gegen

über
ihnen/sie und befinden uns also in
  • Knecht-,
  • Freund-,
  • Feind- oder
  • Herrschaft.
Um nun das Wesen der Zeit zu erkennen, in welcher wir leben, betrachten wir die Transitionen zwischen diesen Verhältnissen.

Knechtschaft, welche
  • Freundschaft erwartet, geht mit (etwa in den Rotor auf dem Dom, auch wenn sie nicht so viel von ihm hält),
  • Feindschaft erwartet, folgt (bis auf weiteres),
  • Herrschaft erwartet, tritt bei (als ihr Assistent).
Freundschaft, welche
  • Knechtschaft erwartet, hält zurück,
  • Feindschaft erwartet, distanziert sich,
  • Herrschaft erwartet, besänftigt.
Feindschaft, welche
  • Knechtschaft erwartet, trotzt,
  • Freundschaft erwartet, vereinigt (durch Manipulation),
  • Herrschaft erwartet, zähmt.
Herrschaft, welche
  • Knechtschaft erwartet, bereinigt (das übergebene Geschäft),
  • Freundschaft erwartet, verteilt (das Kapital),
  • Feindschaft erwartet, entzieht (Geschäft und Kapital).
Mein Unbehagen wurzelt nun darin, daß wir heute von alledem nur
  • beitreten,
  • trotzen und
  • zähmen
sehen, was auf eine Herrschaft schließen läßt, welche keinen Raum für Freundschaft läßt, und deren Feindschaft niemand sucht, welche sich zwar durch Rekrutierung erneuert, deren Programm aber ununterbrochen fortgesetzt wird, derweil ihre Gedanken feindlich sind und auf Zähmung gehen, um sich immer weiter auszudehnen.

Der Wandel der Freundschaft erzeugt immer Verlegenheit, und wer ist schon gerne verlegen?, aber was heißt es, wenn sich kein solcher Wandel beobachten läßt? Dasselbe, wie wenn sich kein Wandel der Herrschaft beobachten läßt? Nun, theoretisch in ausgedachten Fällen vielleicht schon, aber nicht angesichts dessen, was wir in unserer Zeit erleben. Und auch, daß niemand hoffnungsvoll mitgeht oder in innerer Distanz folgt, ist kein gutes Zeichen, sondern ein Anzeichen der Kapitulation.

Was für eine Gesellschaft wollen wir?, und an was für einer Gesellschaft arbeiten wir?

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