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19. Juni 2024

Vorbeugende und abhelfende Staatsphilosophien

Eine Doktrin ist nicht nur ein methodischer Umgang mit der Weltlage, sondern nach der Definition der Selbstfestlegungen zugleich auch ein Gelübde zur Wahrung der Anbahnbarkeit einer Entwicklung oder Aneignung, und so stellt sich natürlicherweise die Frage, ob es vergleichbares auch für die Anerkennung von Gesetzmäßgkeiten zur Vermeidung von Nebenwirkungen gibt, welche auf die Staatsphilosophien führt.

Eine Staatsphilosophie beruht also auf Gesetzmäßigkeiten, welche staatlichen Wissens-, Zugangs- und Machtnotlagen abhelfen oder gar vorbeugen.

Der Islam ist im wesentlichen eine abhelfende Staatsphilosophie, insofern
  • Almosen Machtnotlagen abhelfen,
  • Gastfreundschaft Zugangsnotlagen abhilft, und zwar sowohl des Gastes als auch des Beherbergenden, und
  • Foren (Moscheen) Wissensnotlagen abhelfen.
Vorbeugende Staatsphilosophien weisen folgende Elemente auf:
  • Mitgiften zur materiellen Vorbeugung von Notlagen,
  • Zugang zur sozialen Vorbeugung von Notlagen
    • zu Ressourcen zur Ermöglichung materieller Ausstattung,
    • zum Rechtsschutz zur Ermöglichung sozialer Aufstellung und
    • zu Lehren zur Ermöglichung ideeller Ausbildung und
  • Verkehrswissen (Sprechen, Lesen, Schreiben, Rechnen, Reiten...) zur ideellen Vorbeugung von Notlagen
Eine genauere Unterteilung der Notlagen ist bei den vorbeugenden Staatsphilosophien aufgrund der kausalen Zusammenhänge zwischen ihnen und ihres hypothetischen Charakters nicht sinnvoll.

Viele dieser Elemente sind recht banal, formgebend ist vor allem der Rechtsschutzzugang. Mit Rechtsschutz ist die Organisation gemeint, welche dafür Sorge trägt, daß das Recht eingehalten wird, und indem Zugang zu ihr besteht, verteidigt sie die rechtlich festgelegte Stellung des sich an sie Wendenden.

Ich habe beispielsweise in meiner politischen Ordnung für das Zeitalter der Wunder verfügt, daß jeder Bürger das Recht hat, seinen Besitz, vorzugsweise seinen Grundbesitz, einer Gemeinde der Verfassung seiner Wahl, also einer, zu welcher er sich bekennt, anzugliedern, um zu verhindern, daß Menschen gezwungen werden, Verfassungen zu unterstützen, welche sie moralisch ablehnen, was Kriege sowohl motiviert, als auch ermöglicht.

Ein anderes Beispiel ist das Standes- oder Kastenwesen, dessen vorrangiges Ziel darin besteht zu verhindern, daß sich der Krieg auf die gesamte Gesellschaft ausdehnt, indem dem kriegsführenden Stand Sonderrechte auf Kosten der arbeitenden Stände gewährt werden, welche ihn dazu motivieren, auf die Hilfe der arbeitenden Stände im Kriege zu verzichten, weil diese seinen Sonderrechten sonst ein Ende setzten, und in der Tat sind sowohl von Frankreich, als auch von Deutschland enorme militärische Verwüstungen ausgegangen, nachdem der Schutzmechanismus des Standeswesens in ihnen aufgehoben wurde.

Ich denke allerdings nicht, daß das Standeswesen unter den heutigen technologischen Bedingungen noch funktionieren würde, da sich die arbeitenden Stände überwacht ermächtigt einziehen ließen, wiewohl es natürlich nicht auszuschließen ist, daß es ihnen gelänge, dieser Kontrolle zu entkommen - indes muß dieser Ausgang wahrscheinlich scheinen, damit er abschreckt und das Standeswesen funktioniert.

Im Vergleich zu dem heute propagierten Recht, etwa dem gesetzlichen Schutz vor Verschmähung zur Zugangsgewährung, sei es als Anbieter oder Kunde, wiewohl natürlich auch heute noch die ältere Staatsphilosophie wirkt, hat das Standeswesen aber immerhin eine wohlüberlegte Grundlage (It is an old and fair arrangement. - Yeah, and somewhat shrewd, I might add. in den Worten von Paul Newman in The Life and Times of Judge Roy Bean).

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