Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

25. März 2025

Drei Zukunftsvisionen

Die unterschiedlichen kulturellen Herrschaften treten mit wachsendem technischen Potential zunehmend klarer hervor, so daß sich mittlerweile bereits die Szenarien erkennen lassen, auf welche sie zusteuern, welche Visionen ich hier präsentieren möchte.

Beginnen möchte ich mit Europa, also der Repräsentationskultur. Insofern sich eine Repräsentationskultur darauf verlegt, Ordnung zu stiften, ist sie hinsichtlich der regionalen Entwicklung auf den Proporz angewiesen, und das Seine für die Ordnung zu tun, ist tief in die Normen der Europäer eingeschrieben, doch indem die Ordnung also nach autoritativen Beziehungen gestiftet wird, werden jenseits dieser liegende Entwicklungen zu Integrationsherausforderungen, und es mag der Eindruck entstehen, daß der Sinn der ganzen ehrenwerten Gesellschaft lediglich darin besteht, die Ehrenmänner in Amt und Würden zu halten.

Ein Venture Capitalist kann eine neue Geschäftsidee unverbindlicher unterstützen als eine lokale Autorität, und deshalb hinkt die Innovation in einer Repräsentationskultur naturgesetzlich jener in einer Erlebniskultur hinterher, und weil sie hinterhinkt, wird sie ständig von jenseits ihrer Autorität liegenden Entwicklungen bedroht, und es ist leider so, daß, je mehr sie sich bedroht fühlt, sie zu desto mafioseren Methoden greift.

Die europäische Zukunftsvision besteht also darin, den eigenen Lebensstandard mithilfe von Bestechung und Erpressung zu erhalten, und ich rede nicht nur von Handwerkern, welche sich an Witwen bereichern, und da die Welt gegenwärtig tripolar ist, bieten sich den Europäern auch gute Chancen, sich einmal der einen und einmal der andern Seite anzudienen.

Allerdings ist Europa auf Afrika als Rohstofflieferanten angewiesen, und das wird seine Verhandlungsposition zunehmend schwächen.

Ihm gegenüber, auf der anderen Seite des Atlantiks, treibt Amerika, also die Erlebniskultur, eine Umwälzung seiner Produktionsverhältnisse voran, welche einerseits Ausdruck ihrer ist, aber andererseits auch willenskulturelle Elemente, wie zunehmende Planwirtschaft, enthält. Es stützt sich dabei gleichermaßen auf Disruption, wie es von ihr bedroht wird, und es bedroht, wie schon gesagt, auch Andere durch sie, tatsächlich alle.

Und schließlich China als dominante Willenskultur, welches den amerikanischen Fortschritt pariert und die Abgehängten aller Länder organisiert.

Wenn Europa weiterhin einzig auf Afrika setzt, wird es Amerikas Bedingungen erfüllen müssen und sich vor aller Augen in einen mafiosen Satrapen verwandeln. Wenn es seine Außenpolitik hingegen unabhängig gestaltet, wird es wenigstens eine Weile beträchtlichen Einfluß auf die Geschichte nehmen können.

Das alles ist, soweit es den Westen betrifft, dystopisch, und China kommt die Erlöserrolle geradezu von alleine zu. Sein muß es aber nicht, Europa könnte seine Vielfalt umarmen, anstatt von ihr zurückgehalten zu werden und sich zu immer amoralischeren Strategien zu versteigen, Europa könnte die Wahrheit schätzen, anstatt offen Lügen zu verbreiten, welche eine Suchanfrage widerlegt, Europa könnte sich so sein lassen, wie seine Menschen gerne wären, ja, es verlöre Macht und Wohlstand, aber seine Position verbesserte sich, es würde nicht angegriffen werden, wir leben in einer tripolaren Welt, ein solcher Angriff würde das Gleichwicht der Pole nicht nur partiell, sondern gänzlich verschieben, und dem würde begegnet. Der gegenwärtige Aktivismus ist überflüssig wie ein Kropf. Es steht uns frei, den Vorteil anzunehmen, welchen uns ein anderer gewährt, und wenn wir vergleichsweise viele interessierte Partner haben, müssen wir uns dafür nicht schämen. Es ist wirklich so, daß, wenn wir unseren Administratoren ihren mafiosen Willen geben, wir einzig China zur Hoffnung der Welt aufbauen und unseren Kontinent im Nebel versinken lassen.

Ich habe aus den Gründen, welche heute zu Tage treten, vor vierzehn Jahren vorgeschlagen, Europa in zwei Teile zu teilen, also um  die historischen kolonialen und oligarchischen Interessen loszuwerden, im Klartext Frankreichs, aber das war selbstverständlich nicht realistisch und diente auch nur dem Zweck, den Gedanken zu transportieren, daß wir diese Strukturen nicht brauchen. Jetzt können wir sie bestaunen, ihre Geringschätzung der Menschen, ihrer Intelligenz im besonderen, ihre Anmaßung ihrer Autorität, ihre moralische Tiefe, welche über die Zukunft der Menschen, welche sie bewegen, wie über sie schützende Sandsäcke verfügt.

Im Nachhinein hat sich daran etwas grundsätzliches erwiesen: Ein schöner Traum mag zwar nicht direkt wahr werden können, aber das in ihm liegende Unbehagen klarer, bis es kein Träumen mehr ist, sich mit ihm auseinanderzusetzen, sondern praktisch geboten.

Stoff genug für einen, ich möchte sagen, interessanten Roman. Wiederum, ich gebe keinen konkreten Rat, sondern transportiere einen Gedanken, nämlich daß die andern, wer auch immer sie sein mögen, welche Macht haben und den Anspruch, die Zukunft zu gestalten, bereits vor einer ausgemalten Leinwand stehen.

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