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20. April 2011

Femmes fatales

Einige Bereiche unserer Psyche sind ausgesprochen seltsam, so auch derjenige, welcher uns denken läßt, eine Frau müsse doch mehr sein als sie scheint, das aber nicht glaubt und uns dann an uns selbst verzweifeln läßt, weil wir uns offenbar nicht eingestehen möchten, daß sie eben nicht mehr ist als sie scheint.

Die Paradoxien in diesem Satz alleine mögen als Beleg dieser Seltsamkeit genügen.

Ich löse das gleich auf, weiterer Spannung bedarf es auch nicht. Wenn so etwas passiert, wird eine Frau falsch eingeschätzt, insbesondere bezüglich ihres geistigen Horizontes unterschätzt und bezüglich ihrer Gesinnung falsch beurteilt. Der doppelte Fehler ist nötig, um nicht sogleich über ihn zu stolpern, denn eine reine Unterschätzung des geistigen Horizontes bei richtig erkannter Gesinnung ist zu leicht durchschaubar.

Also beispielsweise, sagen wir jemand sei heroisch gesinnt oder philosophisch und sein geistiger Horizont sei die Vernunft, und was ich hier beschreibe ist zugleich auch der Standardfall bei Femmes fatales, und wir nehmen an, und sei es unbewußt, es handele sich um einen materialistisch Gesinnten mit geistigem Horizont des Gemüts. Dann machen wir es uns zum Vorwurf, daß wir diese falsche Einschätzung nicht akzeptieren wollen, daß es etwas gibt, das schreit, daß es doch unmöglich so sein könne, welchem wir aber zugleich nicht einen Nu lang Glauben schenken.

Um bei diesem Beispiel zu bleiben, wodurch ergibt sich dieses falsche Bild?

Nun, es ergibt sich durch eine Verstellung, eine Abschirmung genauer gesagt, aus welchen Gründen auch immer. Das erklärt, warum die Gesinnung eine materialistische zu sein scheint, weil materialistische Motive das Odium der Objektivität genießen und deshalb unbefangener nach außen getragen werden können.

Die Abstufung des geistigen Horizontes ist hingegen wohl dem Umstand geschuldet, daß eine Rolle gespielt wird, welche reflektiert und kontrolliert sein will, weshalb sie absichtlich einfacher gehalten wird als die eigene Persönlichkeit.

Die spezielle Anfälligkeit von Männern diesem Phänomen gegenüber ist indes skurril. Es spiegelt sich darin ein unbewußtes Bedürfnis danach, nicht genug tun zu können. Würde die Frau richtig erkannt und angegangen, würde sie schnell langweilig. Aber indem der eigene Ansatz auf die Rolle zurückgeschraubt wird, welche sie spielt, bildet sich das Gefühl, nicht genug getan zu haben, welches als essentielles Faszinosum dieser Angelegenheit betrachtet werden muß.

Nicht, daß ich jemanden auf Ideen bringen möchte, mir geht es um Charakteranalyse, und da erscheint der Mann hier sehr deutlich als streben Wollender.

Ich habe diesen Aspekt bisher nicht übermäßig herausgekehrt, da ich die Schwierigkeit eine gefallende Gewahrung zu erreichen als etwas selbstverständliches zu betrachten pflege, wohl, weil es mir so geht, und Streben also mit Erreichung untrennbar verbunden ist. Indes habe ich bereits angedeutet, daß es durch unsere Handlungen bedingte Rückkopplungen unseres Gefallens gibt, welche einen erwarteten Zustand aufheben können.

Es mag die Antizipation dieses Umstandes sein, welcher in meinem Fall die Selbstverständlichkeit der Schwierigkeit begründet, jedenfalls ist es nicht ganz von der Hand zu weisen, daß ich mir systematisch Steine in den Weg lege.

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