Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

19. August 2011

Echte und falsche Bürger

Ein Bürgertum, welches nicht im Besitz des Großteils des Kapitals ist und dieses reflektiert zur Steuerung der gesellschaftlichen Einrichtungen einsetzt, ist keines oder jedenfalls kein echtes, wenn es zwar genug Kapital besitzt, es aber nur für private Zwecke verwendet.

Andererseits wird nicht jede Gemeinschaft von Kapitalbesitzern dadurch zu Bürgern, daß sie ihr Kapital reflektiert zur Steuerung gesellschaftlicher Einrichtungen einsetzt. Charakteristisch für das Bürgertum ist seine Offenheit als Gruppe, welche sich zuvörderst darin erweist, daß es keine Sonderrechte für sich kennt.

Dieses unterscheidet das Bürgertum bereits von allen anderen historischen Gruppen, welche die erste Bedingung erfüllen, so daß wir Grund genug zu der Annahme haben, daß wir damit das Wesentliche erfaßt haben.

Freilich, ich rede hier vom modernen Bürgertum, nicht von irgendwelchen antiken Vorläufern, bei welchen der Vergleich in vielerlei Hinsicht zu hinken pflegt. Und ich idealisiere die Situation bezüglich der Sonderrechte natürlich auch, was denn eben auch der Angriffspunkt jener ist, welche mit dem Bürgertum rein gar nichts am Hut haben. Es ist fast wie im Märchen, eine Hexe lobt die Schönheit einer Prinzessin, nur um dann einen kleinen Makel herauszustellen, welcher sich aber beheben lasse, wenn sich die Prinzessin nur die giftige Salbe der Hexe ins Gesicht schmiert. (Übrigens ein Satz, an welchem sich der Sinn des Reflexivpronomens erläutern läßt.)

Aber davon handele ich hier nicht. Mein Sujet ist der Unterschied zwischen echten und falschen Bürgern. Echte Bürger bilden bereits einen Kampfverband und müssen sich lediglich eines Angriffs bewußt werden, um wirkungsvolle Maßnahmen gegen ihn treffen zu können. Bei falschen Bürgern verhält sich die Lage gänzlich anders, und zwar wirklich in einer Gänze, welche in ihrem Ausmaß kaum überschätzt werden kann.

Ich schrieb schon von diesen Dingen, an dieser Stelle möchte ich mich indes mit einer alternativen Kampfesstrategie beschäftigen. Ein koordinierter Einsatz des Kapitals zur Durchsetzung der bürgerlichen Interessen ist in Staaten, welche so geformt wurden, daß ihre gesellschaftlichen Einrichtungen nicht direkt vom Kapital abhängen, kaum möglich. Was üblicherweise als Solidarität mit den Armen verkauft wird, ist doch nichts anderes als die Übertragung der Kontrolle auf den Staat. Und wenn der Staat im Gegensatz zu den Aspirationen seiner Bürger steht, so bedeutet es deren Ohnmacht.

Wer meine vorigen Beiträge gelesen hat weiß, daß ich biologische Gründe für das Fehlen eines echten Bürgertums nordöstlich der Elbe sehe (nicht daß ich die Elbe buchstäblich als Grenze sehe, näheres dazu an der entsprechenden Stelle.) Und daß ich also auch nicht im entferntesten geneigt bin, auf ein echtes Bürgertum in diesem Gebiet hinzuarbeiten. Dies alles ist aber an dieser Stelle völlig irrelevant, da die Form des Widerstands gegen den drohenden Totalitarismus maßgeblich von ihm selbst vorgegeben wird.

Wie also können sich die freiheitlichen Elemente im sozialstaatlichen Umfeld gegen die totalitären wehren? (Weder muß noch will ein Sozialstaat per se totalitär sein, er steht aber zwangsläufig einer Verteidigung gegen totalitäre Kräfte im Wege, übrigens auch schon zu Weimarer Zeiten, wie es Friedrich August von Hayek dankenswerter Weise festgehalten hat.)

Der Grundgedanke einer Gruppe, welche sich gegen diese Bedrohung wehren möchte, muß die verbindliche Verantwortungsübernahme für das Überleben eines jeden beliebigen Gruppenmitglieds sein, was umgekehrt natürlich auch bedeutet, daß die Bereitschaft zur Abarbeitung der eigenen Überlebensschuld ebenso vebindlich ist.

Dieses mag etwas sehr fundamental erscheinen, aber nur dem, wer sich des völligen Fehlens freiheitlicher Verteidigungsstrukturen nicht bewußt ist. Wo Menschen übermächtigen äußeren Kräften ausgeliefert waren und sind, half und hilft ihnen nur Verschworenheit.

Auf diesem Grundgedanken aufbauend ist einerseits die eigene Versorgungsbasis auszubauen und andererseits der Kampf zu führen, wobei sich Vernichtung nur gegen den kampfführenden Gegner richten darf, die Umstehenden sind lediglich zu schröpfen.

Die Gewichtung dieser Bereiche ist natürlich wichtig, generell zieht es die niederen Teile der menschlichen Natur zur Schröpfung hin, was hingegen der Bereich ist, in welchem es der wenigsten Aktivitäten bedarf. Nur was man selbst nicht mit verhältnismäßigem Aufwand herstellen oder erwerben kann, sollte man anderen abpressen.

Es ist kein schönes Szenario, der Ausbau der eigenen Versorgungsbasis sicherlich sein erfreulichster Bereich. Es wird aber nicht so düster bleiben, der eigentliche Angriff des technologischen Totalitarismus kommt jetzt und wenn er scheitert, ist er ein für alle Mal gescheitert. Im Unterschied zu früher gibt es keine Marionetten mehr, keine Allianzen mit anderen Kräften, keine partiellen Ziele, keine Etappen auf dem Weg zur Entscheidungsschlacht.

Die Menschen, welche im Angesicht des Titanischen Menschen bleiben, erlangen Göttlichkeit. Das ist der Klang der Stunde, welche schlägt. Anschließend werden sie die Dinge ordnen, Vertrauen statt Mißtrauen setzen und Genügsamkeit statt Gier.

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