Bereitschaftsbeitrag

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18. August 2011

Epistemologisches

Immer wieder begegnet mir im Denken einflußreicher Männer der Fehler, einen Gegenstand ausschließlich im Lichte der Frage zu sehen, für welche sie sich interessieren.

Sie versuchen in einem Anlauf die Ursachen der bestehenden Verhältnisse zu ergründen, wobei sie ihren Blick nur auf eine ganz bestimmte Dimension dieser Verhältnisse richten, unausgesprochen annehmend, daß das Geflecht ursächlicher Zusammenhänge nicht auf dem Wege über andere Dimensionen solcher Weise unverständliche Beziehungen begründet.

Sagen wir, ich haßte die bürgerliche Gesellschaftsordnung (in Wahrheit mag ich sie schlicht nicht) und blickte in diesem Zusammenhang auf die Institution der Familie. Dann werde ich natürlich, da ich ja auch nicht völlig blöd bin, sofort bemerken, daß sich in der Familie die bürgerliche Denkweise manifestiert.

Aber habe ich damit auch nur im entferntesten verstanden, in welchen ursächlichen Zusammenhängen die Familie steht?

Selbstverständlich nicht. Natürlicherweise geht man die Familie auch nicht unter dem Gesichtspunkt der bürgerlichen Gesellschaftsordnung an, sondern unter den Gesichtspunkten der ökonomischen, biologischen und sozialen Folgen der Polygamie.

Um das kurz zusammenfassen, ökonomisch erzwingt sie Raub, worunter ich jetzt der lieben Einfalt halber auch die Jagd und den Kampf stelle, biologisch führt sie zur Homogenisierung der Bevölkerung und sozial wird sie nur geachtet werden, wenn sie mit großen Verdiensten einhergeht.

Wenn man sich diese Punkte vergegenwärtigt, wird einem hoffentlich klar genug, daß Polygamie nichts ist, was man einführt, sondern vielmehr etwas, mit dessen Anbrechen man unter bestimmten Umständen zu rechnen hat.

Kann freie Liebe Polygamie einführen?

Nein. Keine Chance. Irgendwann fangen dann die solcher Art begeisterten politisch aktiven jungen Frauen an zu sagen, daß sie keine Kinder haben wollen.

Aber die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frau führt zu Polygamie. Es sind die Frauen, welche Karriere machen, welche genug Geld verdienen, um sich einen Mann, welcher für den Unterhalt seiner Kinder nicht zahlen möchte, teilen zu können. Dessen biologische Merkmale werden also zu einem neuen Standard. Und dieser Mann ist auf seine Weise auch ein Räuber. Was die soziale Akzeptanz angeht, nun, das hängt von den Ausmaßen ab.

Ist dieses Phänomen nun aber wiederum antibürgerlich?

Selten so gelacht, es ist urbürgerlich, in vorigen Zeiten indes auf Witwen beschränkt gewesen.

Und so ist es immer wieder. Wenn ich einen Gegenstand verstehen möchte, muß ich mich ihm zuwenden, als wäre er der Mittelpunkt des Universums. Nachdem ich ihn dann verstanden habe, erübrigt sich die Frage danach, was er für die mich eigentlich interessierenden Probleme bedeutet, zumeist auf die trivialst mögliche Weise: Nein, unter diesem Stein erscheint die Wurzel aller Übel auch nicht.

Wer anders vorgeht, landet, wie gerade gesehen, bei den lächerlichsten Prognosen.

Deshalb ist es so wichtig, wenn ich die Menschen verstehen will, einen Menschen zu haben, in welchem ich etwas zur Liebe reizendes schimmern sehe. Denn nur dann habe ich überhaupt die Chance, seinen Geist einzufangen, und nur auf diese Weise kann ich ihn in den Mittelpunkt des Universums stellen. Er ist ein anderes Subjekt, welches ich nur verstehen kann, wenn ich die Welt aus seinen Augen heraus sehe. Und wenn dies einmal gelingt, so ist die Mauer der Ignoranz schon durchbrochen.

Ich schreibe das deswegen, weil es symptomatisch ist: Erkenntnisfähigkeit setzt Liebesfähigkeit voraus.

Und das ist durchaus ein Segen, wer nicht liebt, wird in die Irre geleitet.

Nichtsdestotrotz muß man sich mit irrlichternden Gedanken anlegen, wenn ihr Niedergang unverhältnismäßig viele Menschen mit sich risse. Wo wirkt Zwang, wo Gift? Letzteres ist die weiche Stelle.

Und was Frauen als solche angeht, ich sehe nicht, daß Schopenhauer sie nicht geliebt hätte. Es scheint, daß das Vorhandensein der Worte er und sie in einer Sprache ein Unglück ist, es kann doch kein Zufall sein, daß Frauen, welche keine derartige Sprache zur Muttersprache haben (beispielsweise Finnisch oder Türkisch), genau wissen, daß sie nichts weiter als unvollkommene Männer sind und ihnen nicht erst irgendeine Geschlechtsrolle übergestülpt werden muß. Was den Vorwurf der Misogynie betrifft, man wird ihn nur homosexuellen Männern machen können, keinem heterosexuellen Mann ist es zuwider, daß Frauen Möglichkeiten eröffnen.

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