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18. September 2011

Aktivität und Passivität

Ich möchte mich an dieser Stelle mit den grundlegenden Vorteilen sowohl der Aktivität als auch der Passivität beschäftigen.

Eine Bewegung im Raum hat zwei Komponenten, Richtung und Geschwindigkeit, und so ist es auch mit Handlungen, wobei zuweilen die Richtung alles ist, etwa, wenn man im Treibsand feststeckt, und zuweilen die Geschwindigkeit, etwa bei der Nahrungssuche.

Die richtige Richtung einer Handlung kann nur der wählen, wer die Mechanismen ihres Umfeldes versteht, wobei das Verhalten dieser Mechanismen wie bereits geschildert mehr oder weniger von unserer Wahl abhängen mag, einmal mag ihr Umfeld gänzlich unerschütterlich sein und ein ander Mal mag unser Leben davon abhängen, auf welche Weise wir auf es einwirken.

Die Natur ist natürlich gerade so eingerichtet, daß sie jede mögliche Wendung gegen sich auszugleichen weiß, nichts anderes ist das Prinzip der Evolution oder eben des zweiten Gesetzes der Thermodynamik, wenn man es denn unter dem Geischtspunkt der Entropie betrachten möchte.

Und also muß man sich im Umgang mit der Natur eher weniger Gedanken machen. Anders sieht es freilich mit Gesellschaftsverträgen aus, den Gesetzen und Sitten, welche sich eine Gesellschaft gibt, denn hier gilt das Prinzip der Evolution nur im Wettstreit verschiedener Gesellschaften, während das Innenleben einer Gesellschaft als Umfeld der gesetz- und sittengebenden Handlung in seiner Mechanik einer Treibsandgrube gleicht.

Wir schaffen uns auf konzeptionellem Wege einen Körper, welcher in das natürliche Spiel der wettstreitenden Kräfte eintritt. Steht der Körper erst einmal, so sind seine Regeln ja offenbar und ohne weitere Schwierigkeiten bei gutem Willen befolgbar, und jede regelkonforme Handlung mündet in den externen Wettstreit. Man könnte also geneigt sein zu sagen, daß ein solcher Körper, wenn er erst einmal steht, nur noch Aktivität braucht.

Denn das ist natürlich die Unterscheidung von Aktivität und Passivität, daß Aktivität einen voran bringt, während Passivität dazu dient, die Mechanik des Umfeldes, in welchem man handelt, kennenzulernen.

Nun ist es aber so, daß ein Mensch nicht unbedingt unberührt vom Innenleben einer Gesellschaft bleibt, daß sich also gesellschaftliche Regeln dezidiert gegen Einzelne richten mögen. Nur, wie sollte er damit umgehen?

Da braucht er Passivität. Er braucht sie, um sich überhaupt erst einmal darüber klar zu werden, daß sich diese Regeln gegen ihn richten und dann auch, um zu verstehen, wie sie es tun. Grundfalsch wäre es, wenn er den Anschein einer Angelegenheit zur Grundlage seines Urteils über diese Angelegenheit machte, zuoft nur bekämpfte er, was ihm nützt und verteidigte, was ihm schadet. Nein, erst nachdem er das eigene Erleiden abgewartet hat, weiß er woran er ist.

Und dann braucht er sie auch wieder, wenn er sich fragt, wie und wann er gegen diese Bedrohung vorgehen sollte. Wer offen seine Meinung vertritt ist ansprechbar. Und dadurch, daß er wartet, bis er angesprochen wird, gewinnt er wesentliche Informationen, wie stark seine Partei ist und wie groß die Dringlichkeit innerhalb ihrer, unzweifelhaft ein Vorteil, welchen die Wenigsten bewußt ausschlagen werden, glücklicherweise, denn sonst wäre eine funktionierende Organisierung auch unmöglich.

Zwei Dinge sind diesbezüglich ganz interessant. Zum einen die Passivität der Frauen, welche als Möglichkeiten Eröffnende und zugleich Bestimmung Hinnehmende auch gut beraten sind zu studieren, wozu bestimmende Prinzipien führen, und letztlich sind Männer genau das, und zum anderen die transzendente Analogie, daß wir unser gesamtes Leben erleiden, um das Wissen zu erlangen, welches wir auf dem Wege der Bejahung oder Verneinung der platonischen Ideen, der wirksamen Prinzipien der Welt zu ihrer transzendenten Steuerung heranziehen.

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