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19. September 2011

Pflichten, Gesellschaftsform und Lehre

Es gibt zwei Weisen unsere Pflichten zu klassifizieren. Einerseits können wir danach fragen, in welchem Teil unseres Bewußtseins sie auftreten. Wir erhalten dann die drei Gesinnungen, sowie die Pflicht unser Vertrauen soweit zu beherrschen, daß wir in unserem Sein Frieden finden, und um die übrigen drei Pflichten hier nochmals explizit zu nennen, unser Wirken soweit zu beherrschen, daß wir in unserer Sinnlichkeit Frieden finden, unsere Haltung soweit zu beherrschen, daß wir in unserem Gemüt Frieden finden und unsere Begriffe soweit zu beherrschen, daß wir in unserer Vernunft Frieden finden.

Andererseits können wir danach fragen, zu welchen objektiven Zwecken wir die Welt erfahren. Und dies führt auf die fünf Gebote, welche ich hier auch noch einmal wiederholen möchte, an einem Mißstand zu leiden, bis man erfahren hat, welche unglückliche Verbindung ihn auslöst, um sie zu aufzulösen, Neuem offen gegenüberzustehen, um sich an ihm zu bewähren, die Zyklen der Natur zu erfühlen, um ihr Leben mitzutragen, sich seiner Geschlechtlichkeit zu stellen, um Teil ihres Wirkens zu werden und sich auf seine Mitmenschen einzulassen, um die uns innewohnenden Ideen Wirklichkeit werden zu lassen.

Dieses ist der Fundus, aus dem eine Lehre zur Stützung einer Gesellschaftsform schöpfen kann.

Die heute dominante Gesellschaftsform ist wie gesagt auf Platzierte (Achtende) zugeschnitten und lehrt die fachliche Exzellenz. Konkret ergibt sich die fachliche Exzellenz zumeist aus der rechten Haltung bei der Bewährung am Neuen, in Ausnahmefällen mag sie sich auch aus dem rechten Wirken oder den rechten Begriffen ergeben.

Diese Gesellschaftsform wird sich nicht ohne eine neue Lehre überwinden lassen. Was also lehren?

Warum nicht gleich alles? Es läßt sich doch auf den Punkt bringen.

Wir sind fähig, diszipliniert, klar denkend und opferbereit und wir leben um zu scheiden, was sich nicht verträgt, uns an Neuem zu bewähren, das Leben der Natur mitzutragen, Bestimmende oder Eröffnende zu sein und einander verständnisvolle Freunde.

Möglicherweise böte sich Polytheismus eher an, um jedem einzelnen Punkt das nötige Gewicht zu geben, als diese Punkte als Bereiche unseres Bewußtseins und Portale zum ungeteilten lebendigen Gott zu beschreiben, wie ich es getan habe, aber das ist letztlich ein untergeordnetes Kommunikationsproblem.

Aber was wäre das Selbstverständnis der Mitglieder einer dies gelehrten Gesellschaft?

Die Heutigen sind Spezialhelden, sozusagen. Läge es nicht nahe, daß sich jene als Bewahrer der vollständigen Menschlichkeit sähen? Als Gralshüter? Vielleicht auch als Knechte Gottes oder Vollstrecker göttlicher Prinzipien?

Kann dies der Antrieb einer Gesellschaft sein? Spricht dies insbesondere Reservierte (Suchende) und Konfrontierte (Versuchende) an?

Bewahrer, Gralshüter zu sein, das wird einen Reservierten schon ansprechen und tut es ja auch schon in anderem Gewand. Konfrontierte hingegen werden sich eher als Walter verstehen. Darin liegt eine gewisse Spannung, da es generell einfacher ist, lediglich ein Idealbild zu propagieren, man will die Menschen ja auch nicht spalten, sondern zusammenschweißen.

Vielleicht kann man dem Widerspruch durch Rückzug ins Unspezifische entgehen, sagen wir durch das Bild des entflammten Herzens, wobei im Feuer die Ambivalenz zwischen Bewahrung und Ausbreitung ja konkret enthalten ist.

Andererseits läuft man so Gefahr am Ende nichts Bestimmtes auszudrücken.

Vielleicht wäre es besser, wenn sich diese Bewegende nennen würden, um sich klar von der Unselbständigkeit der Bewegten abzugrenzen, worin auch der Kern meines eigenen Menschenbildes liegt, nämlich daß wir letztlich, was zuweilen Seele genannt wurde, Funktionen oder Naturgesetze sind. Freilich, wir sind zugleich auch Erleidende, welche ihre Erfahrungen verarbeiten, aber wahrscheinlich ergibt es wenig Sinn, diese Seite zum Zwecke der Mobilisierung zu betonen, zu anderen Zwecken indes eingestandenermaßen schon. Man könnte das natürlich durch die Bezeichnung als Ertragende tun, bliebe noch Vertrauende für den transzendenten Modus.

Freilich, die Bezeichnung Mover ist ganz anders besetzt, selbstverständlich durch die Verknüpfung mit Shaker. Aber Englisch bietet sich schon alleine deswegen nicht zur Selbstbeschreibung an, weil es der heutigen Kultur verhaftet ist. Bewegende und Aufmischende läßt sich zwar auch auf Deutsch sagen, aber es ist doch eher länglich und wird uns wahrscheinlich erspart bleiben. Dies ist übrigens, wie auch das nahe verwandte Rock and Roll, ein Beispiel für die Entsorgung einer großen Idee durch Spezialisierung auf einen infantilen Teilbereich. Anfänglich könnten einen solche Maneuver gefährden, aber ab einer gewissen Größe und der mit ihr verbundenen Eigendynamik nicht mehr.

Um aber auf den eigentlichen Punkt zurückzukommen, ich kann mir jetzt doch durchaus vorstellen, daß die konkreten Menschen, welche ich kenne, einst unter dieser Lehre in einem entsprechenden Selbstbild vereint sein werden und aus diesem Geist heraus eine eigenständige Kultur entwickeln werden, in welcher Produktion und Konsum nicht auf die heutige Weise verknüpft sind, da diese Menschen ihren eigenen Schaffensdrang als solchen erkennen können und ihn dann nicht verleugnen werden, ein Schaffensdrang, welcher weit über die Produktion hinausreicht.

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