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4. Oktober 2011

70 Jungfrauen

Es geht in diesem Beitrag um die gedankliche Verbindung von Seligkeit und Liebe, ein- oder ausschließlich Sexualität.

Ich habe die Überschrift einerseits ihrer Prägnanz halber und andererseits eines seltsames Zufalles halber gewählt.

Es ist nämlich so, daß wenn man sämtliche Unterscheidungen menschlichen Verhaltens, welche ich bisher vorgenommen habe, zusammenfaßt, man auf genau 70 Klassen kommt.

Ich demonstriere das besser kurz. Zunächst einmal haben wir die vier Geister. Drei von diesen verbinden sich mit einer von zwei Gesinnungen, während der vierte Geist mit der dritten Gesinnung zusammenfällt. Insgesamt haben wir also sieben unterschiedliche Fälle. Jeden dieser unterschiedlichen Fälle kann man nun wieder nach seinem Schicksal unterscheiden, wobei sich die fünf Schicksale aus den vier geistigen Horizonten ergeben, ausgenommen den Horizont der Vernunft, welcher auf zwei verschiedene Schicksale führt, abhängig davon, ob das begriffliche Streben einen Abschluß fand, an welchem Punkt Forschung in Lehre übergeht. Damit haben wir schon 35 Fälle, und wenn wir jetzt noch danach fragen, ob jemand aktiv oder passiv lebt, sind es 70.

Es ist somit wenigstens denkbar, daß nicht 70 beliebige Jungfrauen gemeint sind, sondern aus jeder Klasse genau eine. Vielleicht mache ich das später einmal an einer Galerie fest, freilich ohne auf Jungfräulichkeit zu bestehen, an dieser Stelle enthebe ich mich indes dieses Aufwands. Nicht entheben tue ich mich hier hingegen einer Diskussion der so entstandenen Situation.

Ist sie nicht sehr plausibel? Würde man im Paradies nicht lieber eine Jungfrau jeder Laune Gottes auswählen als 70 Jungfrauen einer einzigen?

Dahinter steht ein durchaus praktisch relevantes Phänomen, nämlich daß der Mensch, welcher keine Sorgen mehr hat, also ein Seliger unter Seligen, einen Anderen nicht mehr lieben kann, um ihm dabei zu helfen, seine Verletzungen zu überwinden und auch nicht dabei, erfolgreich heranzureifen, sondern einzig noch Liebe als Wertschätzung kennt und diese Wertschätzung gehorcht den Regeln des Konsums, welche vorschreiben, möglichst viel und möglichst vielseitig zu konsumieren.

Gäbe es das Paradies hier auf Erden in der Form einer Insel der Seligen, sie gerieten schnell in Streit darüber, ob die Freude an einem weiteren gesegneten Kind die Geburtsschmerzen übersteigt und wenn ja, wie die läppischen 30 möglichen Schwangerschaften pro Frau zu belegen wären.

In weiser Voraussicht dessen sagt Jesus dann auch, daß die Menschen im Himmel weder freien noch gefreit würden, was das Problem aber auch nur vordergründig löst, denn selbst wenn es im Himmel nur allseitige platonische Liebe gäbe, wären die Menschen, so wie wir sie von hier kennen, dort nicht glücklich, denn platonische Liebe beinhaltet aus Liebe zu einem Anderen für ihn ein Anderer zu sein, als man es von Natur aus ist, darin besteht sowohl Sinn als auch Reiz der Angelegenheit, und also wäre man im Himmel ständig aus Liebe zu diesem oder jenem Anderen ein Anderer als man selbst, was einen natürlich auf die Dauer erschöpfen und verdrießen würde.

Auf Erden müssen wir das also auch gar nicht erst versuchen.

Es ist, so muß man nach all dem doch sagen, ein Segen, daß wir für gewöhnlich nicht selig sind.

70 Jungfrauen, sollten sie verheißen sein, gerade auch in der Bedeutung aller verschiedenen Menschentypen, scheinen im Rahmen der Wiedergeburt noch am verlockendsten. Immerhin dauerte es an die 5000 Jahre bis man mit allen durch wäre, da hätte man genug anderes zu tun.

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