Bereitschaftsbeitrag

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21. Oktober 2011

Eine Ergänzung zu den religiösen Ahnungen und Täuschungen

Aufgrund der Tatsache, daß wir uns unseres Wesens in seiner Reinform bewußt sein können, ihm aber niemals in Reinform entsprechen können, da unser Wille, bestimmte Funktionen zu übernehmen, naturgemäß unerschöpflich ist, kann es dazu kommen, daß wir uns und andere als verkleidet und verstellt wahrnehmen und meinen, daß diese vermeintliche Trennung von einander aufzuheben wäre und durch dieses oder jenes auch aufgehoben werden könnte, was aber natürlich nicht der Fall ist.

Bedenklich ist diese Ansicht deshalb, weil sie einen Rahmen schafft, in welchem unser bewußt Sein und die mit ihm einhergehende Besinnung auf unsere Rolle als bewußt Seiende scheinbar erklärt wird, und zwar genauer gesagt als unserer Vereinzelung geschuldete emotionale Krankheit, welche durch unsere Öffnung anderen Menschen gegenüber überwunden würde. Eine Öffnung wohlgemerkt, welche sich praktisch nie erreichen läßt, auf welche man aber ein ganzes Leben hinarbeiten kann.

Das ist eine geradezu böswillige Täuschung, geradezu, weil man nicht ohne weiteres annehmen kann, daß sie vorsätzlich verbreitet wird. Zwar versuchte man so immerhin seinem Wesen zu entsprechen, aber man verlöre dabei das Sein des eigenen Wesens und unsere auf es bezogenene Verantwortung als es Verkörpernde, Bewertende und über unser individuelles Schicksal Ehrende, denn darum geht es letztlich bei allen transzendenten Vertrauensakten, aus den Augen.

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