Bereitschaftsbeitrag

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5. Februar 2012

Resignativer Materialismus

Es ist möglich, daß ein Mensch, welcher sich von Natur aus mehr durch sein Sein als durch sein Erleben definiert, diesen Anspruch an sich selbst aufgibt und hernach also funktional gesehen zu einem Materialisten wird.

Dabei unterscheidet er sich von echten Materialisten dadurch, daß seine Erlebnisansprüche nicht aus seiner Natur, sondern aus einer aufgegebenen philosophischen Beschäftigung heraus entspringen. Man kann sagen, das Bemühen die Dinge zu verstehen wurde durch die Dinge selbst ersetzt.

Diese Haltung ist inhärent unfruchtbar, ihr wohnt kein Gestaltungswille inne, sondern vielmehr eine Überforderung des eigenen Bewußtseins. Folglich sind vor allem philosophisch gesinnte Menschen des sinnlichen geistigen Horizontes von ihr betroffen. Und dort vor allem Achtende, aus einer Reihe von Gründen.

Ich schrieb zuvor von einem Philosophenproblem. Dabei handelte es sich um etwas anderes, aber ich bezweifle mittlerweile, ob es überhaupt existiert. Ich habe jüngst einige Dinge klarer erkannt und die Unterscheidung, welche ich da aufgemacht hatte, war weitestgehend von gänzlich unpassender Art, also durch meine in jenem Beitrag vorgebrachte These nicht erfaßt. Aus Überfordung zu resignieren und in einen eklektischen Materialismus zu verfallen, ist aber jedenfalls ein Problem mit Philosophen, welches sich im schlimmsten Fall als Drogensucht manifestiert, in leichteren Fällen schlicht durch ein fetischistisches Konsumverhalten.

Die Frage stellt sich durchaus, ob nicht jede Sucht und jeder Fetischismus aus einer solchen Resignation entspringen, und sei es möglicherweise aus einer partiellen. Anders formuliert, ob die Flucht zu einem Erlebnis immer aus der Unfähigkeit, es zu bewältigen resultiert, also stets eine Flucht zum Stärkeren darstellt.

So betrachtet erscheint es mir wahrscheinlich; und was ich zuvor vom Fetischismus schrieb, daß er die Verwechslung eines anderen Gefühls mit Liebe wäre, fügt sich ganz natürlich in die jetzige Sicht, wenn man der Liebe noch stets einen Gestaltungswillen zuschreibt: mit ihm verschwindet sie und an ihre Stelle tritt die Hingabe zu Erlebnissen, welche stärker sind, als man selbst.

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