Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

27. März 2012

Religiöse Konflikte und Glauben

Sollte man denken, daß religiöse Konflikte das Gewicht der Gläubigen mindern oder sollte man denken, daß religiöse Konflikte ihr Gewicht mehren?

Bevor man diese Frage beantworten kann, muß man sich zunächst einmal darüber im Klaren sein, was man mit Glauben meint.

Ich meine mit Glauben, seiner individuellen geistlichen Gewißheit zu folgen.

Wer keine geistliche Gewißheit hat, kann ihr selbstverständlich auch nicht folgen, weshalb ich ihn an dieser Stelle einen Ungläubigen nennen werde. Den Fall, daß einer geistliche Gewißtheit hat, ihr aber nicht folgt, gibt es nicht.

Wie nun verhält es sich mit den Anhängern von Religionen?

Sind sie für gewöhnlich Gläubige oder Ungläubige?

Je mehr eine Religion von ihren Anhängern als so genannten Gläubigen erwartet, desto mehr muß diesen offenbar als wahrhaft Gläubigen gewiß sein, um sie vorbehaltlos zu unterstützen.

Und gleichzeitig ist es so, daß eine Religion als Organisation natürlich um so schlagkräftiger ist, desto mehr Zugeständnisse sie von ihren Anhängern einfordert.

Die Konsequenz daraus ist, daß in allen schlagkräftigen Religionen die Ungläubigen die Gläubigen bei weitem überwiegen müssen.

Es bleibt aber zu fragen, warum Religionen unter diesen Bedingungen überhaupt populär sein können, die Gläubigen stimmen selten mit ihnen überein und die Ungläubigen?

Ja, was ist es bloß, was Ungläubige in die Arme von Religionen treibt?

Angst, denke ich. Angst vor der eigenen Ungewißheit.

Nicht, daß es nötig wäre, aber ich lasse es mir nicht nehmen, an dieser Stelle Paulus zu zitieren (King James Version):
I Korinther 14

18 I thank my God, I speak with tongues more than ye all:

19 Yet in the church I had rather speak five words with my understanding, that by my voice I might teach others also, than ten thousand words in an unknown tongue.

20 Brethren, be not children in understanding: howbeit in malice be ye children, but in understanding be men.

21 In the law it is written, With men of other tongues and other lips will I speak unto this people; and yet for all that will they not hear me, saith the Lord.

22 Wherefore tongues are for a sign, not to them that believe, but to them that believe not: but prophesying serveth not for them that believe not, but for them which believe.

23 If therefore the whole church be come together into one place, and all speak with tongues, and there come in those that are unlearned, or unbelievers, will they not say that ye are mad?

24 But if all prophesy, and there come in one that believeth not, or one unlearned, he is convinced of all, he is judged of all:

25 And thus are the secrets of his heart made manifest; and so falling down on his face he will worship God, and report that God is in you of a truth.
Redet in unverständlichen Sprachen, damit sich die Ungläubigen vor Angst in die Hose scheißen!

Paulus sieht es also auch so, die Macht der Kirche kann nur darin liegen, die Angst der Ungläubigen zugleich zu schüren und ihr Abhilfe zu versprechen.

Aber ist das bloß ein gerissener Trick oder liegt darin ein natürlicher Mechanismus?

Letzteres ist der Fall. Die Ungläubigen stehen von Natur aus mit derselben Angst vor den Taten Gläubiger, wie sie vor unergründlichen Offenbarungen stehen. Aus ihrer eigenen Verwirrung und Ungewißheit heraus nehmen sie darum Zuflucht in Organisationen, welche vorgeben, die Gläubigen zu beherrschen.

Und dieser Mechanismus wird aktiviert, wenn es zu religiösen Konflikten kommt, denn in solchen kommt es zwangsläufig zu mehr unverständlichen Taten sowohl Gläubiger als auch vorgeblich Gläubiger als es in Friedenszeiten der Fall wäre.

Oder anders gesagt, die Ungläubigen strömen wieder verstärkt in die Kirchen.

Religiöse Konflikte stärken also Religionen in ihrer Fähigkeit Ungläubige zu beherrschen, und damit mehren sie zugleich auch das gesellschaftliche Gewicht Gläubiger auf beiden Seiten des Konflikts.

Das alles ist soweit natürlich, Paulus' Rat Ungläubige mit ihnen Unverständlichem zu konfrontieren in der Form auch unvermeidlich und ich gab den Zwang zur Kirche auch schon zu, doch ich rate nicht zu planmäßigen religiösen Konflikten, um die Position der Gläubigen zu stärken.

Da es nun aber gerade passiert, möglicherweise auch planmäßig, wiewohl nicht wenige glauben das Gegenteil zu bewirken, in der Annahme, daß die Ungläubigen beider Seiten ihre Gemeinsamkeiten entdeckten, bin ich natürlich geneigt, es zu begrüßen. Eine Ideologie des Unglaubens hat uns hierher geführt und wird nun von einem ihrer Manöver, welches sich mit Macht gegen sie selbst richtet, beerdigt.

Labels: , , , ,