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9. Februar 2013

Haartracht

Mir geht es in diesem Beitrag eher um die psychologischen Aspekte der Haartracht als um die symbolischen. Offensichtlich steht ein langer Bart für einen Archetypen (Weihnachtsmann et alii) und ein blankes Kinn für einen anderen (Jugend, Forschheit, Kraft), ebenso wie eine kurze Haartracht stets mit Konformität verbunden ist, gleich ob auf dem Haupt oder unterm Kinn. Das läßt sich auch kombinieren, glattes Kinn, aber lange Haare heißt soviel wie verwöhnter Sproß (nicht bei Metalanhängern, zugegeben, da wirkt die restliche Selbstkasteiung diesem Eindruck entgegen) und kurze Haare, aber langer Bart soviel wie individuelle Autorität im Einsatz für die Norm, welcher man sich zugehörig fühlt.

Daneben gibt es aber auch eine unmittelbare Wirkung, welche die Länge der Haartracht auf einen hat.

Lange Haare führen zu größerer Selbstsicherheit, würde ich sagen, allerdings vermischt mit einer gewissen Selbstherrlichkeit, welche tendentiell sinnvollen Beschäftigungen aus dem Wege geht. Sie stärken eine Sicht auf das Leben, welche es als Spiel auffäßt. Umgekehrt führt ein kahlgeschorener Schädel zu einem Gefühl der Minderwertigkeit und verstärkt die Neigung zur blinden Buße, jedenfalls so lange man noch nicht zu alt für solche Gefühle geworden ist - Leute in den 50ern, welche sich den Schädel kahlscheren, gehören nicht hier her.

Kurz und gut, die Haarlänge reguliert beim jungen Menschen den Ernst, zu viel davon raubt ihm die Übersicht, zu wenig davon den Bezug zum Leben, und das gilt wohl für beide Geschlechter, wobei die Gesellschaft der Meinung zu sein scheint, daß junge Männer sich um den Bezug zum Leben sorgen sollten und junge Frauen um die Übersicht.

Bleibt die Bartlänge. Ich glaube, auch sie wirkt geschlechtsunabhängig, aber aus naheliegenden Gründen läßt sich diese These nicht praktisch erhärten. Nun, es scheint mir einfach plausibel, ein langer Bart sollte stets eine bestetigende Wirkung entfalten, im Wortsinn, er sollte seinen Träger stets steter machen, man könnte auch sagen gesetzter (in diesem Satz ist die verwendendete Schreibweise wohl ästhetische Pflicht). Man sollte mit dem Gesetzten aber etwas vorsichtig sein, da ja nicht von vornherein bekannt ist, worin der Bartträger bestetigt wird. Jedenfalls hängt diese Bestetigung unmittelbar mit individueller Autorität zusammen, da eine solche eigenständige geistige Kontinuität voraussetzt, nicht ihre einzige Voraussetzung, und nicht in allen Fällen zusammen mit Bartwuchs gegeben, aber förderlich ist der Bartwuchs doch beiden, geistiger Kontinuität und individueller Autorität.

An dieser Stelle läßt sich natürlich schön darüber spekulieren, ob Frauen wohl einst Bartwuchs hatten und dann die sexuelle Selektion dazu geführt hat, daß die an ihnen unerwünschte Eigenschaft der geistigen Kontinuität ausstarb und mit ihr der Bartwuchs.

Nun gut, vorerst genug der Späße.

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