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8. Februar 2013

Modellierungen der Welt

Es gibt zwei Pole bei der Modellierung der Welt, einerseits läßt sich die Welt als Substanz denken, welche von einem über der Welt stehenden Gesetz bewegt wird, eine Betrachtungsweise, welche auf Aristoteles zurückgehen mag, und andererseits läßt sich die Welt als eine Menge von Agenten denken, welche willkürlich auf einander operieren, eine Vorstellung, welche sich in den Sprachen der Menschen ausdrückt.

Man wird im allgemeinen nicht annehmen können, gerade wenn man an sprachliche Beispiele denkt, daß stets a(b(c))=a(b)(c) gilt, mithin die Menge der Agenten eine kommutative Halbgruppe bildet (sagen wir a ist ein Fußball, b ein Koch und c ein Kuchen, dann macht es für c einen Unterschied, wann genau a b am Kopf trifft), im Gegensatz zu der Situation bei der simultanen Operation eines einzigen Endomorphismusses bei der ersten Modellierung. Dennoch scheint mir ein gradueller Übergang von der Halbgruppe zur Menge mitsamt Endomorphismus möglich, und zwar wie folgt.

Ich dachte an meine transzendenten Akte des Interesses. Nicht handelt dort a, noch b, sondern a und b zusammen, mithin ist ihnen (a,b) als Operator adjungiert. Kommutativität hieße hier (a,b)((c,d)(e))=((a,b)(c),(a,b)(d))(e). Keine Ahnung, wie und ob man eine solche mathematische Struktur benennen sollte, aber die Verallgemeinerung für beliebig, aber endlich lange Tupel ist trivial. Nun, wenn ich etwas darüber nachdenke, wäre (kommutative) Schwarmhalbgruppe wohl der passendste Begriff, analog dann auch (kommutative) Schwarmgruppen, wenn alle Operationen Inverse besitzen.

Der Trick dabei, wenn man es so nennen kann, ist, daß man graduell simultane Wirkungen einführt, so lange, bis sich möglicherweise so große Schwärme gebildet haben, daß diese entweder nicht mehr willkürlich auf einander operieren können oder ihre willkürlichen Wirkungen auf einander kommutativ werden, wodurch man sich dem Fall des einen Endomorphismusses anzunähern vermöchte.

Mir geht es in diesem Beitrag allerdings weniger darum, gewisse mathematische Untersuchungen anzuregen, als vielmehr darum, beispielhaft zu erläutern, wie sich eine Subjekt-Objekt basierte Modellierung der Welt mit der aristotelischen Prozeßbeschreibung in Einklang bringen ließe.

Post Scriptum vom 9.2.2013. Dieser Beitrag ist dazu gedacht, beispielhaft Prozesse aus dem Zusammenspiel von Subjekten zu erklären, nicht als statistische Folge, sondern aus bejahtem bewußten Gruppenverhalten. Natürlich wirft eine solche Betrachtung die Frage auf, ob Subjekte die grundlegendsten Einheiten alles Bestehenden sind. Ich neige dazu, das zu bejahen, weil ich glaube, daß nichts existiert, ohne seine Existenz zu ermessen, aber das heißt nicht, das wir als menschliche Subjekte elementar wären. Ich glaube auch nicht, daß wir als menschliche Subjekte das Resultat einer einfachen Kombination elementarer Subjekte wären. Vielmehr glaube ich, daß wenn verschiedene Gruppenverhalten von Subjekten auf gewisse Weise zusammenkommen, sie gemeinsam ein neues Subjekt bilden mögen.

Ich habe das geschichtliche Wachstum unseres Bewußtseins bereits im Detail beschrieben (siehe Erweiterungen des Bewußtseins des Wollens), und ein wesentliches Moment dieses Wachstumsprozesses scheint die Andersbewußtwerdung zu sein, oder anders ausgedrückt die motivationale Aufladung von etwas vage bewußtem, wodurch sein Bewußtsein an Klarheit und Eigenart gewinnt.

Wenn man es recht bedenkt: wie sollte sich dieser Vorgang anders verstehen lassen, als daß sich das Gruppenverhalten von Subjekten unter gewissen Umständen ändern kann?

Ich denke mir das so. Ursprünglich besteht ein uniformes Bewußtsein eines Gruppenverhaltens in den Subjekten einer Gruppe, ohne daß diese sich der Uniformität ihres Bewußtseins bewußt wären. In diesem Bewußtsein spiegeln sich äußere Einflüsse, und wenn es zu einer festen Konstellation mehrerer solcher Gruppen kommt, etwa von der Art, daß die gegenseitige Beeinflussung stark ungleichgewichtet ist, so mag das Verhalten des empfindlichsten Teils in gewisser Weise in ein weiteres Gruppenverhalten hineingezogen werden oder umgekehrt dieses Gruppenverhalten an das Verhalten des empfindlichsten Teils gebunden werden, wodurch eine neue Gruppe mit gekoppeltem Gruppenbewußtsein entsteht, und zwar von der Art, daß eine Angleichung an die jeweils entkoppelten Gruppenverhalten möglich bleibt, also konkret eine Angleichung einerseits an das reine Wahrnehmen und andererseits an das reine Bestimmen - letzteres etwa bei 4 Promille Ethanol im Blut, denn Ethanol ist im Wesentlichen ein Gift für den empfindlichsten Teil, nicht aber für den bestimmenden.

Dieses ist bereits bei der einfachsten der im erwähnten Beitrag beschriebenen Bewußtseinsformen so. Das weitere Wachstum des Bewußtseins vollzieht sich nun dergestalt, daß sich immer neue Verquickungen, Formen des Hineingezogen- oder Angebundenseins, entwickeln.

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