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24. Januar 2013

Archetypisches Bewußtsein

Ein Archetyp ist die Ahnung einer sich verkörpernden Idee, archetypisches Bewußtsein die Identifikation mit dieser Idee.

Es ist an dieser Stelle allerdings von der größten Wichtigkeit darauf hinzuweisen, daß eine Ahnung von sehr verschiedener Klarheit sein kann. Im vorliegenden Fall äußert sich die Klarheit der Ahnung im Grad der Innerlichkeit des Archetypen, ein rein phantasmagorischer Archetyp ist eine äußerst vage Ahnung, und wirklich verstanden ist die Ahnung erst, wenn der Archetyp auf Augenhöhe erscheint, als eine Haltung, in welcher man selbst natürlich und ungezwungen zu leben beliebt, und diesen Grad der Klarheit setze ich hier für das archetypisches Bewußtsein voraus.

Wie ich schon sagte, läßt sich unser Leben in Abschnitte im Hinblick auf unseren Umgang mit unseren Idealen, unserer Seinsheimat, wie ich es nannte, unterteilen. In unserer Kindheit bilden wir unsere Seinsheimat aus, formulieren und verbinden sie, in unserer Jugend erfahren wir die Abweichung der Welt von unserer Seinsheimat und erarbeiten Strategien zu ihrer Zusammenführung, indem wir unsere Seinsheimat um Umgangsweisen mit dem ihr nicht Entsprechenden erweitern, und im Mannesalter schließlich machen wir uns die so erarbeitete Haltung zur Welt zu eigen.

Archetypen nun sind die menschlichen Konstanten unserer Seinsheimat, und ohne solche wäre eine Seinsheimat auch gar nicht denkbar, denn eine Seinsheimat ist ja eine Umgebung für jemanden. Es bedarf also zumindest impliziter Annahmen über das Wesen der Menschen, um eine Seinsheimat um sie herum auszubilden, und diese bilden die Archetypen.

Wiederum gilt, was ich von der Lebensart einer Gesellschaft sagte, jeder Willensausdruck ist exzentrisch, in der Mitte liegt die Unbestimmtheit, welche in die Auflösung mündet, ebenso wie Grau in der Mitte des Farbrads liegt, mit anderen Worten sind Archetypen notwendig einseitig, stereotyp, wie man wohl sagt.

Archetypisches Bewußtsein beinhaltet also ein Bekenntnis zu einer holzschnittartig angelegten Identität, wenn man es von außen, das heißt ohne Einsicht, betrachtet, einsichtsvoll eröffnet sich einem hingegen ein Strom ewiger Wahrheit und Verbundenheit, in welchen man eintaucht.

Und wenn man auf die Gesellschaft als Ganzes blickt, wird durch ein solches Bewußtsein erst die im wahrsten Sinne des Wortes sinnvolle Beziehung der verschiedenen Mitglieder zu einander möglich, da diese wiederum voraussetzt, daß klar ist, für wen etwas geschieht: Wer unbestimmt ist, dem mag etwas in einem Augenblick helfen und im anderen schaden.

Dies sind letzten Endes Selbstverständlichkeiten, seltsam, daß die Moderne die Alternativen individuelles und kollektives Bewußtsein diskutiert, wie tief kann man sinken?

Nun, gelblich getränkes Hellblau ist die Farbe des archetypischen Bewußtseins und entsprechen tut es dem Gewahrsein. Die Zukunft wird also autonomer, feiner, betrauter und archetypisch bewußter.

Gut, so eine Farbe mag es nicht direkt geben, aber wenn die Sonne den zartesten Wolkenschleier am Horizont frühmorgends  in ihr Licht taucht, wird sie wohl erstehen

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