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21. Januar 2013

Betrautheit

Da irrte ich glücklicherweise im letzten Beitrag, meine Ahnung des Kommenden ist noch nicht ausgeschöpft. Die Welt wird nicht nur autonomer und feiner, sondern auch betrauter werden.

Klären wir also den Begriff der Betrautheit. Betrautheit ist die Alternative der Beauftragtheit, man trägt Verantwortung alleine nach persönlichem Ermessen und nicht nach dem Ermessen anderer.

Daraus versteht es sich bereits von selbst, daß Menschen einander ausschließlich beauftragen, betraut werden wir einzig von Gott. Dieser Punkt ist hingegen alles andere als rein theologisch, er betrifft menschliche Gesellschaften auf höchst konkrete Weise.

Betrachten wir zum Beispiel die Naturwissenschaften Ende des 18ten Jahrhunderts. Damals waren die einzelnen Wissenschaftler mit ihrer Forschung betraut, es lag gänzlich in ihren Händen, was aus ihr werden sollte. Und dieser Umstand zieht eine eigene Form menschlicher Beziehungen nach sich. Man berät sich viel, ergeht sich in möglichen Szenarien, sucht gemeinsam das Schöne. Wo hingegen die eigene Beschäftigung einem Auftrag folgt, wird man stets zu einem Instrument degradiert und die menschlichen Beziehungen verändern sich entsprechend, man wird austauschbar, fürchtet die Konkurrenz und sucht nach Möglichkeiten, sich abzugrenzen und Alleinstellungsmerkmale auszubilden.

Dieses geschieht immer, wenn die Gesellschaft eine Organisation mit der Wahrnehmung gesellschaftlicher Interessen beauftragt, also beispielsweise auch beim Militär, wobei ich dort nicht allzu unglücklich über diesen Umstand bin, denn ein nach Lust und Laune Pläne schmiedendes Militär wäre nicht unbedingt das größte Glück für eine Gemeinschaft. Aber in anderen Bereichen ist die Beauftragtheit ein Unglück. Das Höhere sollte sich nicht vom Niederen am Nasenring führen lassen. Die Sorge um unsere Verfassung muß frei walten, wenn wir so etwas wie Gemeinschaft erfahren wollen.

Aber ich will hier gar nicht weiter den göttlichen Ratschluß rechtfertigen, die Welt wird betrauter werden. Grünlich Türkis ist die Farbe der Autonomie, milchig Hellblau die Farbe der Betrautheit. Sie wird also vor der Autonomie kommen, doch sie wird bleiben, ihrem Wert gemäß geschätzt. Die Feinheit erahnte ich ohne Farbe, sie betrifft wohl die gesamte Lust, Betrautheit hingegen nur die Hoffnung und Autonomie Hoffnung und Vertrauen. Der Grund meiner derzeitigen Ausbreitung meiner Ahnung des Kommenden ist die Gebotenheit, geheiligte Lust, wie ich die nächste Phase des Weltenumlaufs ja bereits implizit nannte, als solche zu benennen.

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