Bereitschaftsbeitrag

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29. Januar 2013

Erzwungene Formen

Es ist eine unangenehme Folge des menschlichen Bewußtseins, genauer gesagt der Vernunft, daß wir oftmals wissen, worin sich etwas Gutes äußert, ohne zu wissen, was etwas gutes ist.

Meine letzten Beiträge sind ein Beispiel dafür. Es ist relativ leicht zu sagen, daß etwa der beste Genuß einen freundschaftlichen Rahmen voraussetzt, aber weit schwerer ist es zu sagen, was diesen Rahmen hervorbringt. Und so erklärt es sich, daß Menschen oftmals den Anschein von etwas erzwingen, dessen Abwesenheit sie bloßstellte.

Im vorliegenden Fall ist es die Zuarbeit der Lust zu den höheren beiden Teilen der Seele, wie sie am deutlichsten bei der Autonomie zu sehen war, welche die Exzellenz der Form begründet. Anders ausgedrückt ist es also etwas Höheres, welchem die Lust überhaupt erst zuarbeiten kann, was die Lust veredelt, oder, wie ich es nannte, sie heiligt.

Dabei, wie sonst auch, bürdet sich derjenige, welcher einen besseren Eindruck von sich geben möchte als den natürlichen, eine Last auf, wo derjenige, welcher diesen Eindruck auf natürliche Weise macht, erhoben wird. Natürlich ist diese doppelte Bestrafung nur bedingt, schließlich könnten wir auch ehrlich sein, aber vor allem ist sie mehr als nur eine zweite Strafe, nämlich eine situationsuniforme Motivation und damit eine bündelbare gesellschaftliche Kraft, welche demjenigen, welcher Vielen dabei behilflich ist, die nötigen Formen, den nötigen Anschein zu erzwingen, Macht verleiht.

Je verzweifelter die Menschen sind, desto unangefochtener wird die Sinnhaftigkeit ihrer Existenz behauptet, oder anders ausgedrückt, Zeiten, in welcher jeder Sinnstiftung unbefangen begegnet wird, sind gute Zeiten.

Jedenfalls für gewöhnlich, wären die Menschen ehrlich, würde das Gegenteil gelten.

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