Bereitschaftsbeitrag

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28. Juli 2013

Unterschiedliche gesellschaftliche Alter am Beispiel der Bedeutung von Rassismus

Eine zugegeben etwas spezielle Betrachtung, welche indes einige grundlegende Aspekte unserer Zeit beleuchtet.

Die phänotypische Binnendifferenzierung der Bevölkerung Europas, welche um die Jahrhundertwende vom 19ten zum 20ten Jahrhundert um sich griff, besaß in Großbritannien und Deutschland gänzlich unterschiedliche Funktionen.

In Großbritannien war die Rassenlehre der Versuch einer ständischen Gesellschaft, ihre Standesunterschiede aus einem allgemeineren Leitbild herzuleiten als es bis dato geschah, mit anderen Worten ein Schritt zur funktionalen Verfeinerung der bestehenden Gesellschaftsordnung.

Es läßt sich der Verdacht hegen, daß sich jede Gesellschaftsordnung ab einem bestimmten Alter daran macht, ein Kastenwesen auszubilden, um durch Konvention zu schützen, was sich ideologisch nicht mehr erklärten läßt, ja, ich würde sogar sagen, daß dieser Schritt der wichtigste Indikator gesellschaftlicher Verknöcherung ist.

In Deutschland hingegen übernahm der Rassismus zur selben Zeit eine gänzlich andere Funktion, nämlich die Vorbereitung eines Gesellschaftsvertrags im gerade entstandenen Gemeinwesen durch die Herausbildung von stellvertretenden Stereotypen.

Völker unterscheiden sich nicht nur durch ihre Identitäten und begriffliche Verschiebungen ihrer Sprachen zu einander, sondern auch ganz wesentlich durch das Alter ihrer jeweiligen Gesellschaftsordnung.

Je mehr man von der Welt wahrnimmt, desto lächerlicher werden einem jene, welche nichts von ihr wahrnehmen.

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