Bereitschaftsbeitrag

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17. September 2013

Ekstasen

Nicht selten sind Menschen blind gegenüber ihrer Antithese, ich bin da keine Ausnahme, und insofern ist es vielleicht ganz gut, daß ich zur Zeit etwas erkältet bin.

Was mich offensichtlich von meinen Mitmenschen unterscheidet, ist, daß ich nicht glaube, daß es gedeihlich ist, den Teig dieser Welt weiter auszuwalzen, wie ich es auch zuletzt im Beitrag Stellungen zum Leben, Stellungen zur Existenz festhielt.

Aber das dort beschriebene Ganz Andere ist eben keine Alternative in dieser Lage, sondern nur eine intellektuelle Regressionsstufe. Und doch gibt es eine Wahl in dieser Angelegenheit. Normalerweise ist das Leben ein Traum, welchen wir aufnehmen, um ihn fortzuschreiben. Das heißt, normalerweise glauben die Menschen, daß es sich so mit ihm verhalte, und entsprechend leben sie.

Dazu gibt es aber zwei Alternativen, nämlich zu glauben, daß das Leben ein Traum ist, welcher ohne unser Zutun fortgeschrieben wird oder zu glauben, daß das Leben ein Traum ist, welcher nicht aufgenommen werden muß, sondern frei von uns geschrieben werden kann.

Dies sind die beiden möglichen Ekstasen, Super- und Subsensibilität, wenn man so will. Die folgenden beiden Personen illustrieren sie sowohl in ihren Gesichtszügen, als auch in ihren zur Schau gestellten Taten.

 
Denn es ist so, daß der Verzehr von Nahrung der grundlegendste Erweis des Glaubens ist, den Traum des Lebens selber zu schreiben, und die Verwendung von Kleidung der grundlegendste Erweis des Glaubens, den Traum des Lebens aufzunehmen.

Was ich als Transzendenz beschrieben habe, ist sämtlich subsensibel, nicht aber sämtlich selbstdienlich. Es entspricht, recht vage zwar nur, aber immerhin, Freuds Lebens- und Todestrieb, in soweit sich zyklischer Fortschritt und das Zurücksetzen eines Zykels so verstehen lassen.

Und wo ich gerade dabei bin, es ist zwangsläufig so, daß einem neuerlichen Durchlauf des ideellen Zykels eine Phase voraufgeht, welche die menschliche Existenz wieder in den Blick nimmt, denn unmöglich läßt sich glauben, daß sich die Welt in Rücksicht auf etwas bildet, dessen Existenz und Wesen einem unbekannt ist. Wenn wir die Gesetze des Beharrens ausgesprochen gut, die Gesetze von Lust, Achtung und Sorge aber überhaupt nicht kennen, so müssen wir glauben, daß das Beharren unser gesamtes Sein bestimmt. Wissen wir hingegen, daß letztere ihr eigenes Sein haben, und erkennen es auch und verstehen seine Gesetze, so werden wir auch glauben, daß sich die Welt aus ihm heraus bildet.

Sicher, die Grundlage all dieser Behauptungen ist, daß alles, woran ein Mensch glaubt, Wirklichkeit wird, aber es lassen sich halt nur einige wenige verschiedene Dinge glauben. Zunächst einmal sich in einer Interaktion zu befinden oder nicht. Falls nicht, dann entweder rein passiv oder aktiv zu sein. Im passiven Fall werden Erwartungen eine Rolle spielen, im aktiven lassen sich die transzendenten Akte nach der Natur des betroffenen Seelenteils unterscheiden, sowie nach ihrer Funktion in den geschichtlichen Zykeln.

Wenn ich das so schreibe, meine ich natürlich nicht, daß einer glaubt, an keinerlei Interaktionen teilzunehmen, sondern nur, daß er nicht an ihre Notwendigkeit glaubt, also entweder nicht daran, selbst gestalten zu müssen oder nicht daran, anknüpfen zu müssen.

Lustigerweise ist die heutige Welt eine, welche sich der Sicht Prahlad Jani's geradezu von selbst annähert. Die Menschen werden aus der Interaktion entfernt und geraten in eine rein passive Rolle. Dann tun sie entweder den Schritt, diese Rolle zu bejahen, oder sie verneinen sie, wie ich oder auch Wim Hof.

Ich weiß aber letztlich nicht, ob es überhaupt einen Unterschied macht. Ich weiß, daß ich kein bloßer Zuschauer sein will. Aber ich weiß nicht, ob bloße Zuschauer nicht am Ende unbewußt alles heraufbeschwören, was sie sehen. Vielleicht ist die Wahl der Ekstase nur die Wahl ihrer Bewußtmachung, während die Wahl ihrer Existenz die Ablehnung der Interaktion ist, gleich ob passiv unbewußt oder aktiv bewußt.

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