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4. November 2013

Die Moschee von Cordoba

Ich bin ein ungeduldiger Mensch. Natürlich habe ich keine Lust, 30 Jahre auf die Antwort auf eine sich aufdrängende Frage zu warten. Auf Seite 308 läßt Ignacio Olagüe die Katze aus dem Sack. Der ursprüngliche Tempel wurde wahrscheinlicherweise von Arianern erbaut. Dies aufgrund muslimischer Quellen und aufgrund der Ähnlichkeit der Moschee von Cordoba mit der von Al-Kairouan, welche denselben Ursprung hätte.

Ganz konnte ich seiner Argumentation in so kurzer Zeit natürlich nicht folgen, aber trotz seines weitschweifigen Stils scheint er doch über hinreichend stichhaltige Anhaltspunkte für diese These zu verfügen.

Was er dann freilich über den Geist schreibt, in welchem der Tempel erbaut wurde, ist recht subjektiv. Und gerade deshalb möchte ich es wagen, daran anzuknüpfen.

Er sagt, der Tempel spricht von einem unpersönlichen Gott, d'accord. Dann allerdings folgt eine lächerliche Dichotomie: entweder persönlicher Gott oder intellektuelles Prinzip. Das stimmt so natürlich nicht. Da gibt es noch ein Drittes und ein Viertes und ein Fünftes und und und. Er kommt interessanterweise auf Plotinos zu sprechen, und ich selbst habe ja bereits darauf hingewiesen, daß zu Plotinos' Zeit von Indien bis eben zu Plotinos' Wohnort intellektuelle Prinzipien überall in Mode gewesen zu sein scheinen, siehe Der Zeitgeist damals. Freilich, um eine sonderlich breite Grundlage für diese Behauptung habe ich mich nicht gekümmert, davon ausgehend, daß die meisten Menschen eh Idioten sind. Wenn sich also damals ein griechischer Philosoph und ein paar indische Gurus begriffsgeschichtlich bedeutsame Gedanken gemacht haben, dann ist das auch schon so ziemlich alles, was man von der damaligen Menschheit erwarten darf.

Und die Errichtung des ursprünglichen Tempels fällt in diese Zeit.

Dennoch, oder vielleicht auch gerade aus dem angesprochenen Grunde, bin ich nicht davon überzeugt, daß die Moschee von Cordoba von einem intellektuellen Prinzip spricht.

Bleiben wir vielleicht zunächst beim Objektiven. Unbestreitbar wird die Moschee von Cordoba von der Wiederholung des Ortes geprägt. Und höchstwahrscheinlich ist diese Wiederholung eine Metapher für Allheit. Das hieße, daß die Moschee von Cordoba von allen Orten spricht.

Und was findet sich an allen Orten? Nun, der Doppelbogen, dessen Rot-Weiß in jeder Beziehung an die Flagge des kaiserlichen Japans erinnert. Über allen Orten sind also diese Bögen, welche einen Eindruck von Sonnenstrahlen vermitteln.

Gut, das kann man jetzt als die Allanwesenheit der Idee des Guten lesen, gar das alles ihre Emanation sei. Natürlicher wäre es aber, es schlicht so zu verstehen, daß jedes Dasein vor seinem Schöpfer steht, darin immer gleich, stets vor die Welt gestellt und stets mit einer Beziehung zum ewig Strahlenden, welches über sie hinausweist.

Das Eine schließt das Andere nicht aus, wiewohl ich es mit Kant und Schopenhauer als einen kategorischen Fehler ansehe, den Schöpfer des menschlichen Intellektes mit den von ihm geschaffenen Kategorien erfassen zu wollen. Uns, und alles um uns, können wir so verstehen, also als Prinzipien, Gesetze oder auch Funktionen, aber schwerlich das, was all dem seine Existenz gibt, wiewohl manche Sonderbarkeit die eine oder andere Vermutung mit Hoffnung nähren darf, etwa, daß Mond und Sonne von der Erde aus gleich groß erscheinen.

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