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26. Juni 2014

Platons Geheimnis

Aus einem Wirken muß ein Erwarten werden.
Es ist so, ein Wirken wirkt in der Welt und wenn wir es verstehend wahrnehmen, die Zusammenhänge des Anklingens erfassen, gleicht sich unsere Erwartung diesem Wirken an.

Es gibt sozusagen einen Geist, welcher sich auf diese Weise bildet, einen Geist, welcher das Mächtige kennt und schätzt, einen Geist, welcher unter den gegebenen Umständen an eines glaubt, weil aller Glaube aus Erwartung fließt.

Genauer gesagt, um Herrn Professor Wolfgang Deppert eine kleine Freude(?) zu machen: Erst verzweifelt man, dann erwartet man ein Erscheinen, dann nimmt man wahr, dann glaubt man. Und analog bei den Diensten im Mächtigen und Schönen: Erst empfindet man Ehrfurcht, dann erwartet man ein Erscheinen, dann nimmt man wahr, dann ist man in seinem Glauben bestärkt, beziehungsweise: Erst überhebt man sich, dann erwartet man ein Erscheinen, dann nimmt man wahr, dann ist man begeistert.

Es ist dieser eine Geist, welcher dafür verantwortlich ist, daß Menschen aller Zeiten immer wieder auf die Vorstellung verfallen sind, daß es einen Weltgeist gibt, mit welchem man verschmelzen könne. Ganz so viel will ich nicht sagen. Es ist eher so, daß wir, indem wir unsere Erwartung ausbilden, zu berücksichtigende Sinninseln für das Wirken des Weltgeistes werden, denn je genauer unsere Erwartung ist, desto eher legt sie dringende Gebete nahe.

In der heutigen Kultur ist diese Vorstellung natürlich weitgehend in Vergessenheit geraten. Wir alle fühlen vielleicht einen Splitter in unserem Bewußtsein, aber was dieser Splitter sein könnte, dazu gibt es kaum persönliche Erfahrungen.

Es ist aber dies: Die Aussicht ein Erwartender zu werden, das Mächtige zu verstehen und so in den Dienst des Wesentlichen treten zu können.

Indes, soll man aus derlei Gründen die Knaben richtig lieben?

So lange es richtig ist, warum nicht. Wenig Uneigennützigkeit gibt es indes in der Hinsicht in der Welt, und Platon selbst verwirrte erklärtermaßen Sokrates' Verhalten. Es ist auch nur natürlich, je verständiger ein Kind ist, desto weniger wird es annehmen, daß ein Erwachsener nichts von ihm will. Es selbst hat seine egoistischen Motive und erwartet sie also auch bei andern. Von daher mag sich das Ganze einfach nicht richtig machen lassen.

In Indien und Südostasien ist das freilich alles etwas anders, aber auch dort bereitet die Tradition Probleme.

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