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12. Juni 2014

Zum Fortschrittsglauben

Der Fortschrittsglaube besteht darin zu glauben, daß es immer besser wird.

Ich vertrete eine zyklische Sicht, verschiedene Aspekte betreffend. Eine Bewertung der Gesamtlage scheint mir sinnlos.

Aber warum nicht einmal die Welt aus einem anderen Blickwinkel heraus betrachten?

Fragen wir uns also einmal ganz grundsätzlich, was das Hingehen der Zeit für eine Kreatur bedeutet, welche ihre Schritte mit Blick auf die Zukunft wählt.

Aus ihrer Sicht heraus ist am Anfang alles möglich, aber noch nichts getan. Es geht ihr um Macht, und diese hat organisatorische Voraussetzungen. Der Prozeß der Zurüstung zur Erlangung von Macht stellt sich ihr als eine Erschließung des Raumes des Möglichen dar, welche darin besteht, Mögliches in Tatsächliches zu überführen.

Das Mögliche in dieser Betrachtung ist ein grundsätzliches, überzeitliches. Das zeitlich Mögliche ist die Macht. Das grundsätzlich Mögliche wird also eingeschränkt, indem es auf bestimmte Voraussetzungen festgelegt wird, um das zeitlich Mögliche zu vergrößern.

Die Beziehung zwischen dieser Festlegung, also der Erschließung des Möglichen, und der Macht heiße Induktion, Erschließungszustände induzieren Macht.

Nicht selten ist es bisher passiert, daß Gesellschaften sich dadurch Macht erkauft haben, daß sie sich von gesellschaftsunabhängigen Ressourcen abhängig gemacht haben, also Ressourcen, deren Vorhandensein für jeden einzelnen in keiner logischen Beziehung zum Zustand der Gesellschaft steht. Gibt es eine solche Beziehung, so wird sie von der Voraussicht der Gesellschaft bei der Änderung ihres Zustandes berücksichtigt werden, gibt es sie hingegen nicht, besteht die Versuchung, die Zukunft so zu nehmen, wie sie kommt.

Mit anderen Worten besteht die Versuchung zu wetten, und wer beständig wettet, verliert irgendwann: die Ressource steht nicht mehr in ausreichendem Maße zur Verfügung und die Organisation zerbricht.

Die Zinspolitik der FED und ihrer Vasallen zielt genau darauf, dies zu verhindern. Unternehmer können wetten soviel sie wollen, dadurch, daß genug Investitionskapital zur Verfügung steht, können jederzeit alternative Organisationen hochgezogen werden. Mit anderen Worten berücksichtigt unsere Gesellschaft die Macht, sich selbst zum Zwecke der Aufrechterhaltung ihrer Versorgung mit den für sie notwendigen Gütern umstrukturieren zu können.

Die Last wird von den Arbeitern getragen, welche sowohl im Rahmen der heutigen Versorgung arbeiten, als auch im Rahmen möglicher morgiger.

Diese Verfahrensweise ist offensichtlich vernünftig. Die Frage hier ist aber, ob sie den Fortschrittsglauben rechtfertigt.

Wird dadurch die Gesamtlage immer besser?

Wenn man voraussetzt, daß der Mensch von Natur aus mit dem Menschen kooperiert, schon. Es sei denn, irgendein unausgleichbares Unglück apokalyptischen Ausmaßes träte ein. Andernfalls aber hielte man genug in der Reserve, um etwaige Fehltritte wettzumachen. Der Friede bliebe bewahrt, und mit ihm die errungene Macht.

Wenn der Mensch aber nicht von Natur aus mit dem Menschen kooperiert, so liegt im Anwachsen seiner Macht zugleich ein Anwachsen seiner Gefährdung. Alles was einem möglich ist, kann möglicherweise auch gegen einen verwendet werden.

Was das aber heißt ist dies. Bestehende Organisationen werden nicht deshalb ersetzt, weil sie nicht mehr funktionieren, sondern weil sie als nicht verläßlich genug eingeschätzt werden. Doch je verläßlicher sie dadurch für den einen werden, desto unverläßlicher werden sie dadurch für den anderen.

Und die Tendenz dabei ist aufgrund der anwachsenden Macht die, daß die Dringlichkeit der Ersetzung zunimmt. Dringlichere Ersetzungen aber werden teurer erkauft. Und so setzt ein Prozeß ein, welcher scheinbar ohne Not die vorhandene Macht aufzehrt und möglicherweise erst in Folge dessen den gesellschaftlichen Frieden. Aber es ist auch denkbar, daß derselbe schlagartig im Rahmen einer speziellen Ersetzung zerbricht.

Ist also der Mensch des Menschen Wolf, scheint eine Verbesserung einer auf materieller Macht basierenden Gesamtlage schließlich nicht mehr wahrscheinlich, ohne daß ich darin tatsächlich eine Gesamtlage sähe.

Dem Menschen geht es nur gut, wenn er weiß, daß er das Maß aller Dinge ist.
Das ist das göttliche Versprechen.
Wer es ausschlägt, wählt den Tod.

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