Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

3. Juni 2014

Zur Entschränkung der gesellschaftlichen Beschränktheit

Das Denken eines jeden Menschen hat eine letzte Grenze, bestehend aus den Enden seiner Sorge.

Bei wem diese nicht im Leben an sich liegen, bei dem liegen sie in seinem Leben und also zu einem Großteil in seinem Verhältnis zu seinen Mitmenschen.

Und dieses wiederum wird von den gesellschaftlichen Selbstverständlichkeiten dominiert.

Ein solcher Mensch kommt also in den Gemeinplätzen einer Kultur an seine Enden. Das heißt, er navigiert sein Leben auf diese zu und um diese herum.

Jede Kultur, welche insgesamt keinen Begriff vom Leben an sich hat, ist zwangsläufig nichts weiter als ein Verein, beschränkt auf eine feststehende Liste von Geschäften, welche in der Vereinsordnung geregelt sind.

Aber wie kann eine Kultur insgesamt einen Begriff vom Leben an sich haben?



So?

Durchaus auch. Das Leben an sich besteht aus den Gefühlen, welche uns bewegen, und Musik vermag diese zu transportieren. Bestenfalls könnte die Musik eine ausgewogene Aneinanderreihung all dieser Gefühle liefern. Man kann die Gefühle auch zu Göttern erklären und die eigene Hingabe an sie zur Gottesverehrung.

Aber warum sollte man das eine oder das andere überhaupt tun?

Der Sinn der Angelegenheit ist ja nicht derselbe wie der von Marsch- oder allgemeiner Werbemusik. Und das heißt doch, daß es vor der Musik und vor dem Kult bereits eine Vorstellung davon geben muß, wozu die entsprechende Darstellung des Lebens an sich dient.

Ein Wort ist mehr als Schall.

Und ein Mensch mehr als ein Gabelstapler.

Doch wie führt das eine zum andern?

Ob jeder Mensch zu glauben bereit ist, daß sein Aufgreifen eines Gefühls die Welt selbst miterschafft? Und daß dieses Hinneigen unter den Augen eines das Ganze bedenkenden Richters stattfindet, welcher allem das Gewicht verleiht, welches ihm gebührt?

So ist es faktisch. Und wenn es auch in hinreichendem Maße geglaubt würde, könnten die Menschen ihre Vorstellungen darüber austauschen, in welchen Bahnen die menschlichen Gefühle besonders gottgefällig verlaufen.

Und aus diesem Dialog (durch Verhältnisse, also durch ihr Sammeln) entspränge die Musik oder die Beschreibungen der Götter und ihres Kultes.

Heutzutage sind unsere Gefühle selbstverständlich insgesamt atrophiert, ihre gottgefällige Bahn in unserer Kultur ist der Stillstand. So ein bißchen Gehässigkeit ist erlaubt. So ein bißchen Schwärmen auch. Aber unser Leben verbringen wir arbeitend.

Wie könnte es auch anders sein?

Es kann anders sein - und war es. Arbeit sehen wir nur deshalb als gefühlsausschließend, weil wir verinnerlicht haben, für alle und niemanden zu arbeiten.

Die Wurzel des Utilitarismus ist das Überleben. In einem Kampf, in welchem alles erlaubt ist.

Unter der Voraussetzung ergab unser Leben bis unlängst Sinn. Dies ließ sich glauben und wurde geglaubt. Aber nur, weil die Welt selbst den Glauben milderte. Dazu ist sie nicht mehr fähig, wir haben ihr diese Möglichkeit genommen.

Jemand konnte also sagen: Im Krieg ist alles erlaubt. und bei sich die Schönheit der Verbindung von Tapferkeit, Übung und Abenteuer bewundern. Doch letztere ist nicht die Folge von ersterem, sondern nur ein glückliches Zusammenkommen unter ganz bestimmten Umständen.

Und ebenso konnte einer sagen: Ich arbeite für den maximalen Absatz, aber in Wirklichkeit arbeitete er doch nur für Kunden in seiner Stadt, welche er persönlich kannte.

Soviel zur geschichtlichen Entwicklung.

Es ist ein Mißverständnis zu glauben, daß Gott unser Vater in dem Sinne ist, daß wir über bestimmte Fragen gar nicht nachzudenken brauchen, weil er sich schon darum kümmern wird.

Und fragen Sie sich vielleicht an dieser Stelle einmal, ob Sie als Kind über bestimmte Fragen nicht nachgedacht haben, weil Sie dafür ja Ihren Vater hatten...

Nun gut, ich muß zugeben, eine solche Frage gab es in meinem Fall, nämlich: Wie spät ist es? Konnte mein Vater immer sagen, obwohl er nie eine Uhr trug. Nun gut, er hat die ganze Zeit NDR2 gehört. Und seine Genauigkeit lag so bei einer Viertelstunde. War aber gut genug für mich.

Und was den richtigen Zeitpunkt betrifft, da mag es auch einmal angebracht sein, Gott die Entscheidung zu überlassen. Aber ganz sicher ist es nicht angebracht, das Denken einer Kultur an Maximen festzuzerren, welche ersichtlich nur unter glücklichen Umständen, welche sie darüberhinaus aus ihrer eigenen Dynamik heraus beseitigen, zum Gedeihen der betreffenden Kultur führen.

Dabei ist das Überleben an sich durchaus ein Aspekt des Lebens an sich. Nur daß er die Macht der höheren Seelenteile verkennt, im Grunde genommen die Wette hält, daß diese gegen die immer gleichen Gesetze der Welt nichts ausrichten können.

Genauer gesagt der Glaube, daß Gott die Welt so eingerichtet hat, daß der Zusammenschluß der Nüchternsten zu allen Zeiten ein wunderbares Abenteuer verspricht.

Und das ist natürlich etwas einseitig. Eine Einseitigkeit, welche in dieser Entschiedenheit bei Einzelnen anzustreben ist, aber welche nicht kulturelle Grundlage sein sollte.

Konkret hieße das etwa, Dipl. Ing. Elektrotechnik zu einem Gott zu machen, aber eben nicht zu Gott.

Aber das sage ich natürlich nur gleichnishaft, konkret darf man Titanen nie zu Göttern machen. Ich weiß halt auf die Schnelle nicht, welche Göttin dem englischen Gemüt so ganz entspricht (rein vom Aussehen her müßte es schon eine Frau sein. Gibt es eine griechische Göttin mit Sommersprossen und großen... Nein, wenn ich's so bedenke, kann's ja nicht. Der Griechen Verlust, der Engländer Gewinn.)

Nein, das ist ganz angemessen, und nennen wir sie auch Utilitaria!

(Wie jetzt, Porno...)

Nun, damit wäre dies an seinem Platz, aber leider ist es das nicht.

Wie auch immer, die Vorstellung davon, wie die Sache anzusehen ist, habe ich vermittelt: Utilitaria ist eine durch und durch gefühlsbedingte Erscheinung.

Weitere Götter möchte ich trotz diesem Erfolg einstweilen nicht erschaffen, es wäre sozusagen unchristlich, wohingegen Utilitaria ja von vielen Christen für den HERRN selbst gehalten wird, so daß ich sie nicht erhoben, sondern erniedrigt habe.

Nun gut, manchmal kann das Ernste nicht ohne das Heitere vermittelt werden, täuschen wir uns aber nicht in dieser Frage, es gibt bei fehlendem Bezug zum Leben an sich, nichts, überhaupt rein gar nichts, zu lachen.

Wobei Leben selbstverständlich Überleben voraussetzt und wir bereits alles für letzteres tun.

Die Wurzel des Übels ist das Titanische, und nicht ohne Prüfung gelangen wir zum Göttlichen. Zum Göttlichen müssen wir aber.

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