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8. August 2014

Von den haltungsbestimmenden Ahnungen

Das Tier hat, poetisch gesprochen, eine artbestimmende Ahnung seiner selbst, und konkret, einen Ahnungsschatz, welcher seine Verhaltensmuster bestimmt.

Seinen Ahnungsschatz hat der Mensch auch, aber eine artbestimmende Ahnung seiner selbst gibt es nicht, und zwar weil seine Sorge sich mal dieser und mal jener Ahnung zuwendet, darauf bedacht, ein logisch stimmiges Ganzes aus ihnen zu formen.

Nichts anderes ist die Arbeit an der eigenen Haltung, wobei die wesentlichen Aspekte, welche ein Mensch in sein Verhalten aufnehmen möchte, die Dienste am Wesentlichen, Mächtigen und Schönen sind.

Letzteres wird selbstverständlich geahnt, das Schöne etwa in der Langeweile, auch Muiße genannt. Die Ahnung der anderen beiden ist heutzutage seltener: Das Mächtige ließe sich leichter ahnen, wenn wir in den Menschen dieselben Kräfte wirken sähen, und das Wesentliche, wenn uns der Umstand unseres Bewußtseins rätselhaft erschiene.

Letztlich führen diese beiden zu den transzendenten Akten, den zurücksetzenden und den fortschreitenden. Und die transzendenten Akte der ideellen Ebene, des Glaubenszykels, entspringen der Ahnung der Umschöpfung.

Streng genommen sollte man vielleicht nur die den fortschreitenden Akten zu Grunde liegende Ahnung eine der Umschöpfung heißen, aber wenn man die Ausdruckskraft bewußter Existenz als solcher ahnt und sich ihr unterwirft, wird man, unabhängig davon, ob man es ahnt, auch umgeschöpft.

Über die Schattenseiten der Ahnung der Umschöpfung im engeren Sinne sprach ich im letzten Beitrag. Aber in welcher Richtung liegt das Licht?

Ich denke, das Licht liegt stets in der Richtung der Frage, was für ein welcher wir werden müssen. Unsere Bahn ist aber nicht schnurgerade, sondern prallt an unseren Grenzen ab: Einen Teil müssen wir aufgeben, an einem anderen festhalten.

Ich bin nicht so der schnitzende Typ, eher der aufsaugende, aber ich mußte doch das Schnitzen beginnen, in Grenzen. Und auch wenn ich nicht so der bestimmende Typ bin, muß ich auch das in Grenzen beginnen. Weder kann man sich selbst unbestimmt lassen, noch andere: Eine natürliche Entwicklung hin zur Starre.

Indes, entscheidend ist eine Umschöpfung nur, wenn sie das menschliche Verhältnis zur Welt ändert, was aber nur dann passiert, wenn dasselbe dem eigenen Sein im Wege steht - eine im wahrsten Sinne überpersönliche Not.

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