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30. Oktober 2014

Respekt vor Andersgläubigen

Wer an etwas glaubt, vertraut sein Leben dem Weg zu ihm an, indes muß er ihn auch beschreiten.

Und indem er das tut, muß er sein Leben entsprechend gestalten.

Rücksichtnahme auf Andersgläubige kann dabei nicht mehr als der Verzicht auf die Fremde sein, es sei denn, zwei Glauben wiesen einander Rollen auf einem gemeinsamen Weg zu.

Wenige Dinge sind leichter verständlich.

Goethe sprach im Märchen von der grünen Schlange davon, daß die Alte nach der großen Verjüngung frisch und schön Gelegenheit hätte, sich neu zu binden.

Ich muß aber sagen, selten sahen Juden so alt aus wie heute. Schwer zu erklären ist das nicht, aber schwer ganz zu erfassen. Es ist keine Senilität, auch keine Resignation, eher ein stiller Ernst, ein großes Warten. Am Ende einer langen Arbeit, emotional ausgelaugt, etwas bärbeißig.

Nun ja, mit wem verbände sich der neue Glaube auch?

Nicht, daß es überhaupt einer ist, er will nur einer sein, aber dulden wir den Adoleszenten an dieser Stelle.

Von der Fremde hat er genausowenig einen Begriff wie von Rollen. Er ist alles und überall zugleich, denn er ist frei, und genau das bedeutet Freiheit ihm.

Er verpraßt das Vermögen seiner Eltern, ohne die Welt je kennengelernt zu haben.

Ohne zu wissen, daß er glaubt, so lange er noch glaubt, geschweige denn, was.

Und wenn er schließlich erwacht, muß er in einer Welt erwachsen werden, in welcher es keine Erwachsenen mehr gibt.

Voilà, Wagner hat es wohl geahnt.

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