Abrogation?
Keine Unserer Offenbarungen abrogieren Wir oder lassen sie in Vergessenheit geraten, sondern Wir schaffen besseren oder ähnlichen Ersatz: Wisset ihr nicht, daß Gott Macht über alle Dinge hat?Stellen wir uns mal nicht dumm, also umnachtet, bedeckt, verhüllt, wie auch immer man das ausdrücken möchte, und nehmen diesen Vers als das, was er ist, nämlich als Aufforderung, Gottes Offenbarungen zu akzeptieren und sie allenfalls zu verfeinern oder auch mit leicht verschobenem Fokus zu reformulieren.
- Sure 2, 106
Denn genau das ist unzweifelhaft gemeint.
Es muß mit aller Klarheit gesagt werden, daß eine Abrogation, welche sich nicht als eine Präzisierung für bestimmte Umstände versteht, sondern als grundlegender Kurswechsel, diesem Gebot widerspricht. Und was heute zum Thema Abrogation verbreitet wird, verhöhnt es gar.
Die Wahrheit ist von der Art, schrittweise besser erfaßt zu werden, das folgt aus ihrer Vollkommen- und der menschlichen Unvollkommenheit. Wer, der sie kennenlernen durfte, wollte das bestreiten?
Wer behauptet, eine Sure sei lediglich der Situation geschuldet gewesen, und ihre Verse besäßen lediglich praktischen Wert und enthielten keine allgemein gültigen wahren Prinzipien, leugnet ihren Ursprung in der Wahrheit.
Nun, ich bin geneigt, das bei einigen Suren zu tun. Letztlich ist es aber auch eine Frage des Respekts, mit welchem man sie interpretiert. Da ich kein Moslem bin, ist es nicht weiter verwunderlich, daß mein Respekt ihnen gegenüber zu wünschen übrig läßt.
Die Muslime hingegen sollten aufpassen, das Kriterium der Wahrheit nicht zu schmähen: Es geht nicht an, Gottes Wort von den Eigenschaften der Wahrheit zu lösen.
Selbstverständlich ergeben sich ein paar handfeste Fragen, wenn man sich auftuende Abgründe nicht einfach mit dem Argument: Neuer ist besser. beiseite wischt, sondern nach der Vereinbarkeit der involvierten Prinzipien fragt, etwa im Falle des bereits erwähnten Verses 3:7, welcher sich, meiner Einschätzung nach, gerade für das Gegenteil ausspricht, also buchstäbliche Befolgung ohne das Bedenken der involvierten Prinzipien.
Und um etwaigen muslimischen Lesern die Arbeit abzunehmen, was ich über Leben und Tod lehre ist dies: Im Leben ist das höchste Gut, das Gute durch sein Herz gehen zu lassen, und im Tode richtet unser Herz uns und die Welt. Genaueres dazu zu sagen, widerstrebt mir, indes bleiben wir nicht unerhört, und aus unserer Vereinbarkeit mit dem Guten heraus ergibt sich das Weitere, was immer es auch ist.
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