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29. Mai 2015

Das Pantheon der urbildlichen Verhaltensformen

Meine Vorstellung vom Mächtigen hat ihre Wurzeln in Parmenides' Beschreibung seiner Göttin Dike, siehe meine Gedanken zum Gegensatz zwischen Menschensohn und Götterhimmel, und nachdem ich nun zuletzt der Lust attestierte, die menschlichen Verhaltensformen hervorzubringen, womit ich recht eigentlich meinte, daß in ihnen die Lebenslust erstrahlt, Lebenslust als Träger allen Wollens - aber diese Rolle spielt die Lust, wenn man in Achtung und Sorge schürft, findet man wieder Lust, das Wollen einer Form um ihretwillen ist Letztbegründung von allem -, ist wohl der passende Zeitpunkt gekommen, genauer auf diese menschlichen Verhaltensformen einzugehen.

Ich knüpfe dazu sowohl an die Ermessung der Seele durch Bedachtheit, Besonderheit und Fähigkeit an, siehe Zur Vollständigkeit der menschlichen Geister und ihrer gesellschaftlichen Verbundenheit, als auch an die Vorstellung des Götterhimmels, denn letzterer ist ein natürlicher Hort strahlender Lebenslust und erstere ist die Grundlage aller menschlichen Wertschätzung.

Anders ausgedrückt sollte sich aus Bedachtheit, Besonderheit und Fähigkeit ein Pantheon der Lebenslust entwickeln lassen.

Sehen wir mal, beziehungsweise, sehen Sie mal, ich habe mich ja schon damit beschäftigt und bin im Rahmen meiner Beschäftigung darauf gestoßen, daß man Fähigkeit, Besonderheit und Bedachtheit jeweils in einen nehmenden und einen gebenden Teil zerlegen muß. Wir erhalten also
  • Annahme und Überwindung,
  • Gelehrigkeit und Jagd,
  • Muße und Recht.
Es wird besser sein, das zu erläutern. Mit Annahme ist die Annahme eines Menschen genau so wie er ist gemeint - im Rahmen der Fruchtbarkeit. Überwinden steht synonym für besiegen und bezwingen. Gelehrigkeit meint einen Geist, welcher leicht und viel lernt. Jagd ist der Archetyp der Anwendung der eigenen Meisterschaft. Muße meint das stimmungsgeleitete Nachgehen seiner Gedanken. Und Recht steht für den Archetyp autoritativer Entscheidung.

Dies alles sind Urbilder menschlichen Handelns, potentielle Leidenschaften und Ausdrücke der Lebenslust. Aber vollständig ist unser Pantheon urbildlicher Verhaltensformen damit noch nicht. Wir müssen wenigstens noch die Paarungen der gebenden Teile miteinbeziehen, nämlich
  • Krieg (Überwindung und Jagd),
  • Herrschaft (Überwindung und Recht),
  • Rache (Jagd und Recht).
Damit, allerdings, können wir das griechische Pantheon, beispielsweise, schon recht gut aufspannen (Reihenfolge der Götter gemäß der Reihenfolge der Aufzählung der Urbilder in diesem Beitrag): Aphrodite, Pan, Athene, Artemis, Apollon, Themis, Ares, Zeus und Dike, und können also mit einiger Zuversicht davon ausgehen, daß die gefundenen neun Urbilder das Pantheon der urbildlichen Verhaltensformen bilden.

Anmerkung. Ich meine mit Herrschaft an unterschiedlichen Stellen unterschiedliche, aber doch sehr ähnliche Dinge. Ich bin nicht geneigt, diese Unterschiede begrifflich abzubilden, denn es ist ja so, daß auch der Herrschaft der Natur ein Recht zu Grunde liegt. Und insbesondere ist das Urbild des gerechten und überwindenden Herrschers selbst ein Produkt der Lust.

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