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16. November 2016

Titanen und Götter

Die Götter der Griechen stehen für veredelte Gefühle, also für Verhaltensweisen, welche, wenn sich ein Gefühl in ihnen ausdrückt, der Gesellschaft als ganzes nützen und verwandeln das betreffende Gefühl auf diese Weise zu einer gesellschaftstragenden Kraft, siehe dazu auch meine Gedanken zum Gegensatz zwischen Menschensohn und Götterhimmel.

Sie sind also verhaltensmäßige und gefühlsgestützte Ideale, und von solchen Idealen rede ich noch immer.

Ideale, also, sind ganz allgemein die Bausteine allen Lebens, und das Interessante daran ist, daß sie sich aus titanischer, also mathematisch-technizistischer oder physikalischer Sicht nicht begründen lassen: Ihre Summe dient aus titanischer Sicht der möglichst effizienten Ausbeute vorhandener Ressourcen, gefolgert etwa aus dem Gesetz der zunehmenden Entropie, oder dem Fortschreiten der Zeit, wie Platon sie im Politikos definiert hat, offene Systeme stabilisieren sich hinsichtlich ihrer Ungleichgewichtung durch Zufuhr von Energie niedriger Entropie, zusätzlich zugänglich gewordene Ressourcen werden mit zunehmender Geschwindigkeit getilgt, ausgeführt in Life as a Manifestation of the Second Law of Thermodynamics von E.D. Schneider und J.J. Kay, aber die Bausteine, aus welchen diese Plünderungsoptimierung gebildet wird, sind aus titanischer Sicht nichts weiter als beliebige Kombinationsansätze, genau wie unsere Gene.

Die Metapher von den Göttern und Titanen und dem Fall der Titanen besagt also, daß dasjenige, was das Leben weiterbringt, nicht im Hinblick auf das Ziel des Lebens gefunden wird oder auch nur gefunden werden kann.

Prometheus' Leiden ist das Leiden desjenigen, welcher das Statische, welches sich aus Selbstgenügen speist, auf die Erreichung eines Ziels hin ansieht, und seine Strafe dafür, daß er mit dem Feuer die Technologie und mit ihr den Fortschritt unter die Menschen gebracht hat, welcher ihr Selbstgenügen stets von neuem erschüttert, spiegelt ihr Leiden an seinem Geschenk.

Freilich stehen wir jetzt auf der letzten Stufe dieser Leiter und die Wiedererlangung unseres Selbstgenügens besteht dieses Mal nicht darin, die nächste Stufe der Bändigung des Feuers zu meistern. Es bleibt uns nur, vor dem entfachten Feuer zu kapitulieren und zu resignieren oder um Errettung zu beten.

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