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26. Mai 2017

Heimat: Anfang und Ende

Beginnen wir damit, die Verhältnisse, in welchen ein Mensch lebt, den Seelenteilen nach zu unterscheiden.

Zunächst einmal sind da die Vorstellungen, auf welche er Bezug nimmt, also seine Gedankenwelt. Dann ist da die Weise, auf welche er seine Umwelt berücksichtigt, also sein Umgang. Und schließlich ist da die Umgebung selbst, welche ihn beherbergt, also sein Raum.

Gedankenwelt, Umgang und Raum sind also die Komponenten der Heimat.

Jeder Mensch wird in eine Heimat hineingeboren, da menschliches Leben nur aus einer bestimmten Gedankenwelt, einem bestimmten Umgang und einem bestimmten Raum heraus entstehen kann, und die Kindheit besteht im wesentlichen darin, sich diese vorgefundene Heimat anzueignen, das heißt Begriffe zu finden, welche die Verständigung mit den Älteren ermöglichen, einen Umgang zu finden, welcher einem ein gedeihliches Zusammenleben erlaubt und die Möglichkeiten des eigenen Raums abzuschätzen.

Die so gebildete Heimat möge die naive Heimat heißen.

Die Gedankenwelt der naiven Heimat habe ich seit langem als Seinsheimat bezeichnet, da wir unsere Existenz intellektuell in ihr beheimaten.

Der Umgang der naiven Heimat ist das blinde Verständnis.

Und der Raum der naiven Heimat ist die Heimat im engeren Sinne.

Auf diese Weise steht die Heimat am Anfang der menschlichen Erfahrung, und während wir auf unserem Lebensweg voranschreiten, ist es uns auferlegt, von unserer naiven Heimat zu einer angenommenen Heimat zu gelangen.

Die Seinsheimat muß dabei um die Einsicht ergänzt werden.

Das blinde Verständnis muß um den vertrauten Umgang ergänzt werden.

Und die Heimat im engeren Sinne muß dabei um den Glauben an den eigenen Lebensweg ergänzt werden.

Und dergestalt steht die Heimat dann am Ende der menschlichen Erfahrung.

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